Berlin | Aufgrund einer aktuellen Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts setzt nun auch die Bundesregierung die Corona-Impfungen mit Astrazeneca vorsorglich aus. Das teilte das Gesundheitsministerium am Montag mit. Weitere Details sollen am Nachmittag bekannt gemacht werden.

Zuvor hatten schon mehrere andere europäische Länder die Impfungen mit Astrazeneca gestoppt. Grund waren jeweils Berichte über mögliche schwere Nebenwirkungen in Form von Blutgerinnseln nach Impfungen mit dem Wirkstoff.

Spahn: Astrazeneca-Stopp ist „reine Vorsichtsmaßnahme“

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die Aussetzung der Impfungen mit dem Astrazeneca-Wirkstoff als „reine Vorsichtsmaßnahme“ bezeichnet. „Astrazeneca wird in vielen Ländern der Welt millionenfach verimpft“, sagte der CDU-Politiker am Montagnachmittag. Allen sei die Tragweite dieser Entscheidung sehr bewusst.

Es handele sich bei dem Stopp nicht um eine politische, sondern um eine fachliche Frage, er folge deshalb der Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI). Die Entscheidung betreffe sowohl Erst- als auch Folgeimpfungen. Letztere könnten nach einer entsprechenden Entscheidung der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) nachgeholt werden.

Spahn rief Menschen, die bereits mit Astrazeneca geimpft wurden, auf, sich unverzüglich in ärztliche Behandlung zu begeben, falls sie sich mehr als vier Tage nach der Impfung unwohl fühlen. Das Gesundheitsministerium hatte zuvor mitgeteilt, dass die Impfungen mit dem Wirkstoff aufgrund einer aktuellen Empfehlung des PEI vorsorglich ausgesetzt werden. Grund sind demnach neue Meldungen von Thrombosen der Hirnvenen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung in Deutschland und Europa.

Das Institut hält weitere Untersuchungen für notwendig. Die EMA soll dem Gesundheitsministerium zufolge entscheiden, ob und wie sich die neuen Erkenntnisse auf die Zulassung des Impfstoffes auswirken. Zuletzt hatten schon mehrere andere europäische Länder die Impfungen mit Astrazeneca gestoppt.

Der SPD-Gesundheitspolitiker kritisierte die Entscheidung der Bundesregierung. Auf der Grundlage der vorliegenden Daten halte er die Aussetzung für einen Fehler, schreibt Lauterbach bei Twitter. Die Prüfung ohne Aussetzung der Impfung wäre wegen der Seltenheit der Komplikation besser gewesen. „In der jetzt Fahrt aufnehmenden dritten Welle wären die Erstimpfungen mit dem Astrazeneca-Impfstoff Lebensretter“, fügte er hinzu.

NRW-Gesundheitsministerium setzt Impfstopp für AstraZeneca sofort um

Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales in NRW teilt mit: „Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen soeben darüber in Kenntnis gesetzt, dass die Bundesregierung aufgrund einer Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) die Corona-Impfungen mit AstraZeneca vorsorglich aussetzt. Nordrhein-Westfalen setzt diese Vorgaben unverzüglich um und hat die Impfungen mit AstraZeneca ebenfalls ausgesetzt. Für bereits vereinbarte Termine mit diesem Impfstoff bedeutet das, dass diese vorerst nicht stattfinden können und von den zuständigen Stellen abgesagt werden. Das PEI hält laut Auskunft des BMG weitere Untersuchungen für notwendig. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA wird entscheiden, ob und wie sich die neuen Erkenntnisse auf die Zulassung des Impfstoffes auswirken.“

Autor: dts
Foto: Das Symbolbild zeigt Spritzen