Berlin | Die Ermittlungen zu Korruptionsvorwürfen im Zusammenhang mit der Instandsetzung der „Gorch Fock“ sind umfangreicher als bislang bekannt: Sie betreffen auch ein Immobilienprojekt in Norddeutschland. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ermittele inzwischen gegen drei Beschuldigte, berichtet die „Welt am Sonntag“. Das Verfahren betreffe neben dem Bestechlichkeitsverdacht auch „den Verdacht der Bestechung“, teilte die Staatsanwaltschaft auf Anfrage der Zeitung mit.

Bei einem der Beschuldigten handele es sich um einen Angehörigen der Marine, der als technischer Preisprüfer an der Sanierung des Segelschulschiffs „Gorch Fock“ beteiligt gewesen sei. Inzwischen sei er suspendiert. Der Mann soll aus dem Umfeld der Werft, die das Schiff repariert, Zahlungen in Höhe von rund 800.000 Euro erhalten haben – Geld, das er womöglich für Immobiliengeschäfte benötigte, berichtet die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf eigene Informationen.

Auch die Ermittler interessierten sich mittlerweile für die Bautätigkeiten des Marine-Angehörigen, wie eine Auswertung von Grundbuchauszügen zeige. In Zusammenhang mit den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gehe es hier laut Einträgen um Vermögensarrest. Zum Verkauf geplante Wohnungen des Marine-Angehörigen unterliegen derzeit dem „Veräußerungsverbot“.

Der Beschuldigte selbst habe sich sich auf Anfrage nicht zu den Vorwürfen geäußert. Die Werft teilte mit, eine Untersuchung eingeleitet zu haben. Die Kostenexplosion bei der Sanierung der „Gorch Fock“ sorgt seit zwei Wochen bundesweit für Aufregung.

Zu Beginn der Instandsetzung im Jahr 2016 war mit Kosten in Höhe von zehn Millionen Euro gerechnet worden. Mittlerweile liegt der Betrag bei rund 135 Millionen Euro. Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) verhängte einen vorläufigen Zahlungs- und Arbeitsstopp.

Autor: dts