Kiel | Die Flut in Teilen Deutschlands ist für Klimaforscher Mojib Latif Beleg dafür, dass die Grenzen der Anpassungsfähigkeit an Extremwetterereignisse bald erreicht sind. Am Rande der jüngsten Flutkatastrophe in Westdeutschland hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) vor künftigen Folgen des Klimawandels gewarnt.

„Nehmen Sie allein die Tatsache, dass durch Extremwetter wie derzeit Menschen sterben in einem hoch industrialisierten Land“, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Freitagausgabe). „Daran sieht man einfach, dass wir immer mehr an die Grenzen der Anpassungsfähigkeit kommen.“
Die Menschheit habe sich an relativ stabile klimatische Verhältnisse gewöhnt und „das ganze Leben, die ganze Infrastruktur daran ausgerichtet“, sagte Latif dem Blatt. Nun passiere etwas „mit einer Geschwindigkeit, die es so noch nicht gegeben hat“. Da merke man, „wie gefährlich das ist“.

Der Kieler Wissenschaftler sieht auch Versäumnisse sowohl in der Politik als auch im Bewusstsein der Bevölkerung. „Was jetzt passiert, ist das, wovor wir Wissenschaftler immer gewarnt haben“, sagte Latif der NOZ. „Es sind ja nicht mal die ersten Überschwemmungen dieser Art. Aber aus Schaden ist man nicht klug geworden. Man nimmt die Folgen des Klimawandels nicht ernst, in der Politik nicht, in der Bevölkerung nicht.“

Wetterdienst: Künftige Lebensqualität hängt von Klimawandel ab

Am Rande der jüngsten Flutkatastrophe in Westdeutschland hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) vor künftigen Folgen des Klimawandels gewarnt. „Die Lebensqualität hierzulande zum Beispiel im Jahr 2100 hängt von der Ausprägung des Klimawandels und der erfolgreichen Anpassung ab“, sagte DWD-Sprecher Uwe Kirsche dem Nachrichtenportal Watson. Ob aus Jahrhunderthochwassern künftig jährliche Hochwasserkatastrophen werden, lässt sich laut dem Sprecher jedoch nicht prognostizieren.

Eine solche Prognose sei nicht möglich, „da Hochwassergefahren nicht nur vom Niederschlag abhängen, sondern auch von den regionalen Randbedingungen, die Hochwasser begünstigen oder dämpfen können“. Das seien etwa „Versiegelung, Kanalisierung von Bächen und Flüssen oder Schutzmaßnahmen gegen Hochwasser“, so Kirsche. Dass Gebiete der Bundesrepublik aufgrund solcher Phänomene in Zukunft unbewohnbar werden, sei unwahrscheinlich, sagte er Watson.

Autor: dts
Foto: Unwetterfolgen in der Eifel, Fahrzeuge wurde einfach auf der Fahrbahn stehen gelassen.