Berlin | Mediziner fürchten, dass die Impfkampagne in Deutschland wegen Unsicherheiten rund um den Corona-Impfstoff von Astrazeneca stocken wird. „Es wird Impfstoff ablaufen und weggeworfen werden“, sagte der Chef des Bremer Hausärzteverbands, Hans-Michael Mühlenfeld, dem Nachrichtenportal T-Online. „Das ist natürlich fürchterlich und inakzeptabel in einer Situation wie dieser.“

Die Menschen müssten nun gemeinsam dafür sorgen, dass es nicht so weit komme, sagte die Vizepräsidentin der Bundesärztekammer, Ellen Lundershausen. Um den Bürgern die Unsicherheit bei Astrazeneca zu nehmen, sei es wichtig, dass sich noch mehr Politiker über 60 damit impfen lassen, so Lundershausen und Mühlenfeld. „Es ist nicht die Aufgabe eines Arztes, auf Teufel komm raus, Astrazeneca an die Frau oder an den Mann zu bringen“, sagte unterdessen der Pressesprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Roland Stahl, dem Portal.

Drei Bundesländer waren zuletzt bereits vorgeprescht: Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen haben die Impfpriorisierung für Astrazeneca komplett aufgehoben, um mehr Dosen zu verimpfen und der Entsorgung vorzubeugen.

Ärzte dringen auf mehr Rechtssicherheit bei Astrazeneca-Impfungen

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) dringt auf mehr Rechtssicherheit für Ärzte, die jüngere Patienten mit Astrazeneca impfen. Sie brauchten die Sicherheit, „dass sie kein Haftungsrisiko eingehen, wenn sie Astrazeneca an unter 60-jährige Patienten verimpfen“, sagte der KBV-Vorsitzende Andreas Gassen den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Ermöglichen könne das der Gesetzgeber durch eine entsprechende Änderung des Impfschutzgesetzes.

Mittlerweile haben mehrere Bundesländer die Impfungen mit Astrazeneca für alle Altersgruppen freigegeben. Laut einer aktualisierten Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) ist der Einsatz von Astrazeneca für eine erste oder zweite Impfstoffdosis unterhalb der Altersgrenze von 60 Jahren „nach ärztlicher Aufklärung und bei individueller Risikoakzeptanz durch den Patienten möglich“.

Autor: dts