Detmold | Seit gut 140 Jahren ragt das Hermannsdenkmal bei Detmold mehr als 50 Meter aus dem Teutoburger Wald und blickt gen Westen. Ein Kletterpark und eine Waldbühne, Kiosk und Gastronomie umgeben die Statue des berühmten Cheruskerfürsten und machen es zu einem beliebten Ausflugsziel, das jedes Jahr von mehr als 500.000 Menschen besucht wird. Seit einigen Wochen hat das Denkmal noch eine weitere Attraktion: Es dient als Blitzmess-Station.

Blitzeinschläge erforschen

Entwickelt und betrieben wird das Blitzmess-Gerät von der Blomberger Firma Phoenix Contact, installiert wurde es im und am Sockel des Denkmals. „Dieses Lightning Monitoring System, kurz LMS, sammelt Daten von Blitzen, die in der Figur einschlagen. Wir können daran erkennen, wann die Figur getroffen wird, wie viel Strom sich dabei entlädt und auch in welchem Winkel der Blitz eingeschlagen hat. Das ist besonders wichtig, wenn man Informationen über mögliche Schäden haben möchte“, sagt der Leiter des Projektes, Arno Kiefer. „Es ist völlig klar, dass in diesen Metallkoloss ständig Blitze einschlagen“, erzählt Kiefer und blickt an der Figur empor. Dann zeigt er auf den Sockel des Denkmals, knapp unter der Figur. „Dort oben können Sie die Sensoren sehen.“

Entwickelt wurde das LMS von der Blomberger Firma zur Überwachung von Offshore-Windanlagen. „So lässt sich nach einem Einschlag genau sagen, ob ein Wartungsteam rausfliegen muss, um die Anlage zu kontrollieren“, erklärt Kiefer. Der Einsatz der Blitzmess-Station im „Hermann“ dient dagegen vor allem als Forschungs- und Demonstrationsprojekt.

Einen besonderen Schutz vor Blitzen braucht das Denkmal nämlich nicht. „Bislang hat der Hermann alle Unwetter unbeschadet überstanden“, sagt Axel Bley, Leiter des Immobilienmanagements des Landesverbandes Lippe. „Weil die Figur vollständig aus Metall ist, kann der Strom bei Unwetter problemlos in eine ringförmige Erdung im Boden geleitet werden.“ Mit der neuen Mess-Station wolle man nun erforschen, „was bei Gewitter passiert. Und wir möchten die Besucher neugierig auf das Denkmal machen“, betont Bley. Die gesammelten Daten werden im Internet veröffentlicht und sollen auch an einem Terminal im Besucherzentrum zu sehen sein.

Bislang keinen Blitzeinschlag registriert

„Der ‚Hermann‘ ist das Wahrzeichen für die ganze Region. Weil wir uns hier sehr verwurzelt fühlen, sind wir besonders froh, dass wir das Gerät hier installieren durften“, berichtet Kiefer beim Gang in den Sockel der Statue. Über enge Treppen geht es in den Fuß der Figur. Dort findet sich hinter einem Türchen die Blitzmess-Station – eine kleine weiße Kiste, welche die über die Sensoren eingehenden Daten sammelt und verarbeitet.

Bislang warten die „Blitzforscher“ freilich noch vergebens auf einen Einschlag. Seit der Inbetriebnahme der Station Anfang Juli hat es noch kein Gewitter mit Blitzeinschlag am Denkmal gegeben. Dafür wurde etwa zwei Kilometer südlich ein Blitzeinschlag verzeichnet. Für den Herbst hoffen die Betreiber der Station nun auf ein blitzendes Erfolgserlebnis.

Autor: Sven Stemmer/ dapd | Dirk Schaefer
Foto: Symbolfoto