Karlsruhe | Die vier mutmaßlichen Mitglieder und acht Unterstützer, die im Verdacht stehen, eine rechtsextremistische Terrorzelle gebildet zu haben, agierten unter dem Gruppennamen „Der harte Kern“. Das berichtet die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf Ermittlerkreise. Der Generalbundesanwalt ließ die zwischen 20 und 50 Jahre alten Männer am Freitag nach Razzien in sechs Bundesländern festnehmen.

Sie haben sich demnach über den Messengerdienst WhatsApp kennengelernt und vernetzt. Später gab es etliche Treffen der Mitglieder. Nach Informationen der „Welt am Sonntag“ stießen Ermittler bei den Razzien auch auf Depots der Gruppe.

Neben Versorgungsmitteln und Waffen soll sich auch Material darin befunden haben, das sich zur Herstellung unkonventioneller Sprengvorrichtungen (USBV) eignet. Ermittler waren den mutmaßlichen Rechtsterroristen seit dem Spätsommer 2019 auf der Spur. Telekommunikationsüberwachung (TKÜ) erhärtete den Verdacht gegen die Gruppe.

Nach dem Treffen einzelner Mitglieder am vergangenen Wochenende in NRW, bei dem die Beschaffung weiterer Waffen geplant worden sein soll, schlug die Polizei zu. Personenüberschneidungen zu anderen Gruppen der Szene sollen vorliegen. Die nun festgenommenen Mitglieder seien entschlossen gewesen, „ihr eigenes Ding durchzuziehen“, wie die „Welt am Sonntag“ aus Ermittlerkreisen erfahren haben will.

Die Ermittler stellten mehrere Bezüge der Männer zur rechtsextremen Gruppierung „Soldiers of Odin“ (SOO) fest. Die SOO ist eine 2015 in Finnland gegründete rechtsextremistische Bürgerwehr, die sich dann auch in Deutschland bildete. Solche Bürgerwehren gingen etwa in bayerischen Städten auf Streife. Die SOO-Mitglieder treten meist einheitlich schwarz gekleidet auf, die Jacken ziert ein Wikingerschädel als Gruppenlogo. Die nun festgenommenen Männer, allesamt deutsche Staatsangehörige, sollen Anschläge auf Politiker, Asylsuchende und Muslime ins Auge gefasst haben, um bürgerkriegsähnliche Zustände herbeizuführen, schreibt die Zeitung.

Bundesanwaltschaft erwirkt Haftbefehl gegen 12-köpfige Terrorgruppe

Die Bundesanwaltschaft hat am Samstag Haftbefehle gegen alle zwölf am Freitag festgenommenen mutmaßlichen Rechtsterroristen erwirkt. Die Verdächtigen wurden im Laufe des Tages dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt, der jeweils Haftbefehl erlassen und den Vollzug der Untersuchungshaft angeordnet hat, teilte die Behörde am Samstagabend mit. Insbesondere den vier Verdächtigen Werner S., Michael B., Thomas N. und Tony E. wird vorgeworfen, eine rechtsterroristische Vereinigung gegründet zu haben, die anderen acht sollen die Zelle unterstützt haben.

„Ziel der Vereinigung soll es gewesen sein, die Staats- und Gesellschaftsordnung der Bundesrepublik Deutschland zu erschüttern und letztlich zu überwinden“, hieß es bereits am Freitag in einer Mitteilung der Bundesanwaltschaft. „Zu diesem Zweck sollten durch bislang noch nicht näher konkretisierte Anschläge auf Politiker, Asylsuchende und Personen muslimischen Glaubens bürgerkriegsähnliche Zustände herbeigeführt werden.“

Autor: dts