Berlin | Der TÜV-Experte Roger Eggers prangert Tricks bei den Lautstärketests von Motorrad-Auspuffanlagen an. „Ein Kernproblem ist, dass sie genau auf den Prüfzyklus abgestimmt sind“, sagte Eggers, Leiter der Technik-Kompetenz und Sachverständiger beim TÜV Nord, der Wochenzeitung „Die Zeit“. Die Software könne erkennen, ob ein Motorrad zum Beispiel in Geschwindigkeits- und Drehzahlbereichen unterwegs ist, in denen die Lautstärke bei offiziellen Tests gemessen wird.

„Dann gehen nicht nur die Auspuffklappen zu, bei einigen Modellen wird sogar die Motorleistung über die Einspritzanlage zurückgefahren.“ Eggers fühlt sich durch solche Tricks an den Dieselskandal erinnert, als herauskam, dass Autos bei Messungen weniger Schadstoffe ausstießen als auf der Straße. Motorräder, die bei den offiziell getesteten Geschwindigkeiten leise seien, seien beim Fahren in anderen Bereichen „häufig viel zu laut, teilweise brüllend laut“.

Eggers forderte neue Lärm-Grenzwerte und zusätzliche Messungen, um solche Tricks künftig zu verhindern. „Aus meiner Sicht ist die technisch einzig sinnvolle Lösung, dass auch bei Höchstdrehzahlen in niedrigen Gängen Grenzwerte geschaffen werden und die Einhaltung überprüft wird“, sagte Eggers der „Zeit“. Wenn die Industrie nicht auf den wachsenden Unmut in der Bevölkerung über laute Motorräder reagiere, „besteht das Risiko, dass Fahrverbote wie in Österreich um sich greifen“.

In Tirol sind seit Juni mehrere beliebte Ausflugsstraßen für laute Motorräder gesperrt. Auch der deutsche Bundesrat sprach sich im Mai dafür aus, Fahrverbote für Motorräder an Sonn- und Feiertagen leichter zu ermöglichen.

Autor: dts