Berlin | Die Zahl der offiziell bestätigten Coronavirus-Infektionen in Deutschland schnellt weiter scheinbar ungebremst in die Höhe. Bis Donnerstagabend wurden mindestens 548 Fälle bestätigt, so eine Abfrage der dts Nachrichtenagentur bei den Landesgesundheitsministerien und den Gesundheitsämtern der Städte und Landkreise. Das Robert-Koch-Institut hatte bis zum Nachmittag 400 Bestätigungsmeldungen. In Köln waren Stand gestern Nachmittag 15 Personen mit dem Virus infiziert. (Separater Bericht bei report-K >)

Mit 195 bestätigten Infektionen ist weiterhin der Kreis Heinsberg in NRW die am stärksten betroffene Region. Dort bleiben Schulen, Kindergärten, sowie städtische Einrichtungen wie Hallenbäder oder Bibliotheken bis mindestens 15. März geschlossen. Einen Todesfall wegen des Coronavirus gibt es in ganz Deutschland bislang weiterhin nicht, trotz einer Mortalitätsrate von – je nach Statistik – einem bis vier Prozent in anderen betroffenen Ländern.

Mehrheit in Sachen Coronavirus gelassen – Jeder Zehnte „hamstert“

Der großen Mehrheit der Deutschen bereitet das neue Coronavirus nach wie vor keine Angst. Bei 76 Prozent der Bevölkerung ist die Sorge, dass sie oder Familienmitglieder sich mit dem Virus anstecken, weniger groß bzw. klein, so eine Umfrage von Infratest-Dimap am Montag und Dienstag für den ARD-„Deutschlandtrend“. Im Vormonat waren noch 89 Prozent kaum besorgt.

Bei knapp einem Viertel ist die Sorge aktuell entweder groß (17 Prozent; +10 im Vergleich zu Februar) oder sehr groß (6 Prozent; +3 im Vergleich zum Vormonat). Das Vertrauen der Bürger in die Behörden und Gesundheitseinrichtungen ist zwar immer noch hoch, hat im Vergleich zum Vormonat jedoch abgenommen. 66 Prozent (-16 Punkte im Vergleich zu Februar) sind der Meinung, diese hätten die Situation alles in allem unter Kontrolle.

28 Prozent (+14) sehen das anders: Sie meinen, die Behörden und Gesundheitseinrichtungen in Deutschland hätten die Situation nicht unter Kontrolle. Mit der Arbeit von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ist jeder zweite Bürger sehr zufrieden oder zufrieden. Im Vergleich zum Vormonat legte Spahns Zufriedenheitswert um 7 Prozentpunkte auf 51 Prozent zu.

Seine Bekanntheit in der deutschen Bevölkerung stieg im selben Zeitraum ebenfalls um 7 Punkte von 83 Prozent auf 90 Prozent. Danach gefragt, welche Maßnahmen sie ergriffen hätten, um einer Infektion vorzubeugen, geben 75 Prozent an, sich häufiger die Hände gewaschen zu haben. 54 Prozent geben an, auf Aktivitäten wie Reisen oder den Besuch von größeren Veranstaltungen nicht verzichtet zu haben.

Größere Vorräte an Lebensmitteln eingekauft zu haben, geben 11 Prozent der Befragten an. 89 Prozent sagen, sie hätten in den letzten Tagen keine größeren Lebensmittelvorräte angelegt. Für die Erhebung wurden 1.002 Personen vom 2. bis 3. März befragt.

Kassenärzte fordern Coronavirus-Testzentren

Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, fordert eine flächendeckende Ausweitung zentraler Zentren für Tests auf das Coronavirus. „Ein Vertragsarzt ist zuständig für die Regelversorgung, nicht für die Vorbereitung oder Versorgung während einer Pandemie“, sagte Gassen der „Welt“ (Freitagausgabe). „Die Hausärzte, Kinderärzte, HNO- oder Lungenfachärzte springen ja derzeit in die Bresche.“

Derzeit gibt es in einigen Städten bereits zentrale Testzentren jenseits der Hausarztpraxen. Ziel sei, so Gassen: „Die zentralen Testzentren flächendeckend auszudehnen – damit die Hausärzte sich weiter um die Regelversorgung kümmern können.“ Wegen mangelhafter Ausrüstung oder wegen Verdachts auf Ansteckung mit dem Coronavirus seien bereits Praxen geschlossen worden.

„Es muss verhindert werden, dass Praxen in größerer Zahl geschlossen werden, denn die Versorgung aller anderen, insbesondere chronisch Kranker, darf nicht leiden“, sagte Gassen. Einige Ärzte fühlten sich von der Politik im Stich gelassen. Es mangele an Ausstattung wie Masken und Schutzanzügen oder Desinfektionsmitteln.

„Uns erreichen hierzu einige Beschwerden“, sagte Gassen. „Jede ist eine zuviel. Ärzte müssen in der Lage sein, sich mit Schutzbekleidung auszustatten.“

Die herkömmliche Grippe schätzt Gassen dennoch bei weitem gefährlicher ein als das Coronavirus. „Wir haben 650 Millionen Influenza Fälle jedes Jahr weltweit und derzeit rund 90.000 Coronafälle“, sagte Gassen. Die Zahl der Corona-Infizierten in China flaue zudem bereits wieder ab. „Die Dimensionen sind überhaupt nicht zu vergleichen.“

Spahn legt durch Corona-Krise an Beliebtheit zu

Mehr als jeder zweite Deutsche ist mit Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zufrieden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage von Infratest-Dimap im Auftrag des ARD-Deutschlandtrends, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Unter den abgefragten Politikern legt Spahn gegenüber Februar um sieben Prozentpunkte zu und erreicht 51 Prozent Zufriedenheit.

Autor: dts