Berlin | aktualisiert | Die Zahl der erstmaligen Corona-Impfungen in Deutschland ist am Samstag auf 6.152.430 angestiegen. Das zeigen Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) und der Bundesländer, die teilweise voneinander abweichen. Gegenüber den am Freitag im Laufe des Tages bekannt gewordenen 5.978.551 erstmaligen Verimpfungen stieg die Zahl der Impflinge um 173.879 an. Soziologe fordert vorgezogene Impfung der 30- bis 50-Jährigen

Das RKI sprach von 190.387 Erstimpfungen am Freitag, es korrigiert die Zahlen aber permanent nachträglich auch für länger zurückliegende Zeiträume und in beide Richtungen. Die bundesweite Impfquote (ohne Zweitimpfungen) liegt damit bei 7,43 Prozent der Bevölkerung. Die Zahlen für Nordrhein-Westfalen wurden unterdessen vom RKI am Samstag herunterkorrigiert.

Waren am Freitag insgesamt noch 1,80 Millionen Impfungen für das größte Bundesland ausgewiesen worden, waren es am Samstag nur noch 1,72 Millionen. Die Korrektur betraf sowohl die Erst- als auch die Zweitimpfungen, aber scheinbar nur Biontech und Moderna. Die Impfungen mit Astrazeneca jedenfalls legten in NRW deutlich zu.

Soziologe fordert vorgezogene Impfung der 30- bis 50-Jährigen

Der Soziologe Heinz Bude spricht sich für ein Überdenken der Impfreihenfolge aus und hat dabei die mittleren Jahrgänge im Blick. „Das ist die Sandwich-Generation der 30- bis 50-Jährigen, die in den eigenen vier Wänden Homeschooling und Homeoffice betreiben und vielleicht auch noch einen pflegebedürftigen Angehörigen zu versorgen haben“, sagte Bude dem „Spiegel“. Die Gesellschaft solle diese Generation belohnen: „Warum nicht mit einer vorgezogenen Impfung? Das wäre eine schöne, eine überraschende Botschaft, die die Solidarität stärkt“, so Bude, der 1954 geboren wurde und einen Lehrstuhl für Makrosoziologie an der Universität Kassel innehat.

„Warum sollte man nicht einmal jenen Leuten etwas geben, die seit Monaten eine Hauptlast dieser Krise tragen und sich dabei gut geschlagen haben?“ Ein Solidaritätsproblem mit Blick auf die weltweit ungleiche Verteilung des derzeit vorhandenen Impfstoffs sieht Bude nicht. „Es handelt sich hier nicht um ein Spiel des globalen Nordens gegen den globalen Süden.“ Sinnvoll sei es, „so viel Impfstoff wie möglich zu produzieren und so schnell wie möglich die schwer getroffenen US-Amerikaner und Europäer zu impfen. Solidarität bedeutet nicht, zuerst an die anderen zu denken, sondern sich wechselseitig unter die Arme zu greifen“, sagte Bude. Und konkreter: „Der Impfstoff, der in Marburg hergestellt wird, muss auch den Menschen in Hessen oder in Deutschland zugutekommen. Es ist niemandem zu vermitteln, dass der erst mal woanders hinkommt.“

Neben der Virologin Melanie Brinkmann und dem Ökonomen Clemens Fuest ist Heinz Bude einer der bekanntesten Vorkämpfer der No-Covid-Initiative in Deutschland.

Astrazeneca liefert weniger – Thüringen vergibt keine Termine

Astrazeneca wird laut Medienberichten nochmal deutlich weniger Corona-Impfstoff an die EU liefern als zuletzt versprochen. Bis Ende März sollen es 30 anstatt 40 Millionen Impfdosen sein, hieß es in Brüssel. Ursprünglich waren sogar mal 80 Millionen Einheiten verabredet worden.

Grund seien Schwierigkeiten in der Lieferkette. Deutschlands Anteil beträgt bis Ende März demnach nur noch 5,6 anstatt 7,4 Millionen Impfdosen von diesem Hersteller. Knapp 3,1 Millionen davon waren bis Freitag schon geliefert und 1,4 Millionen auch schon verimpft.

Im zweiten Quartal drohen weitere Lieferkürzungen, hieß es. Thüringen zog am Samstag daraus bereits die Konsequenzen: „Bis auf Weiteres können leider keine neuen Termine vergeben werden“, teilte das Landesgesundheitsministerium mit. Grund seien „Lieferverzögerungen des Herstellers Astrazeneca“.

Schon bestehende Termine müssten aber nicht abgesagt werden. Wenn der Plan des Bundesgesundheitsministeriums aufgeht, wäre aber trotzdem bis Ende Juni schon genügend Impfstoff da, um einen Großteil der Bevölkerung zu impfen. Selbst wenn Astrazeneca ab jetzt gar nichts mehr liefert, aber die drei anderen bereits zugelassenen Hersteller ihre Zusagen einhielten, hätte Deutschland laut Lieferplänen bis Ende des zweiten Quartals Corona-Impfstoff für 41,7 Millionen Bundesbürger.

Autor: dts