Dortmund | Wirklich begeistert sind sie in Dortmund nicht, als Peter Faber auftaucht. Nicht einmal die Zeit für eine adäquate Begrüßung seiner Kollegen nimmt sich der Neue. Und ob sie sich an die seltsamen Ermittlungsmethoden des neuen Chefs gewöhnen werden, da sind sie sich im Polizeirevier nicht so sicher. Kantige Charaktere, eine rasant erzählte Geschichte und Reden frei nach Schnauze: Das sind die Zutaten des neuen Dortmunder „Tatort: Alter Ego“, der am Freitagabend im BVB-Stadion uraufgeführt wurde.

Ganze vier Stunden hat es nach Angaben des WDR gedauert, bis die 1.200 Karten für die Vorstellung unter freiem Himmel vergriffen waren. Schließlich war die Premiere die Chance, erstmals einen „Tatort“ aus der Ruhrgebietsstadt zu sehen – und das mehr als fünf Wochen vor der Erstausstrahlung im Fernsehen.

„Es sind vier schräge Figuren“, sagt Regisseur Thomas Jauch über seine vier Ermittler und schiebt hinterher: „Die werden sie nicht nach fünf Minuten lieb haben.“

In den Täter hineinversetzen

In der Tat fällt es vor allem schwer, sich in Kriminalhauptkommissar Faber, gespielt von Jörg Hartmann, hineinzuversetzen. Der depressive Ermittler, der aus Lübeck zurück in seine Heimat kommt, ist ein Einzelgänger, duldet keinen Widerspruch und provoziert scheinbar bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Immer wieder versucht er, sich in die Täter hineinzuversetzen und steigert sich dabei beängstigend in seine Rolle hinein.

Für die Kollegen in Dortmund, Martina Bönisch (Anna Schudt), Nora Dalay (Aylin Tezel) und Daniel Kossik (Stefan Konarske), ist es daher nicht leicht mit dem Neuen – der überdies Bönisch als Leiter der Mordkommission vorgezogen wurde. Viel Stoff also für Konflikte. Und auch die Affäre der beiden jungen Kommissare Nora und Daniel macht die Welt der vier nicht unbedingt leichter.

Mit ihrem Ermittler-Quartett schicken die „Tatort“-Macher erstmals in der mehr als 40-jährigen Geschichte der Krimi-Reihe gleich vier Kommissare auf die Leinwand. Und das klappt erstaunlich gut. Wirklich zu kurz kommt keiner der vier, auch wenn Faber zumindest in der ersten Folge die interessanteste Figur darstellt und sich dadurch ein wenig in den Vordergrund schiebt.

Dem Beifall nach zu urteilen, hat dem Dortmunder Premierenpublikum zumindest hat der erste Fall „seiner“ Ermittler gefallen. Alle anderen können sich am 23. September selbst ein Bild machen. Dann wird der Film im Fernsehen (20.15 Uhr, Das Erste) zu sehen sein.

Autor: Tonia Haag, dapd