Berlin | Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist deutlich gestiegen. Nach der neuesten Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2012, die „Welt am Sonntag“ bereits vorliegt, nahmen solche Delikte im vergangenen Jahr bundesweit um 8,7 Prozent auf 144.117 Fälle zu. Davon wurde in 61.200 Fällen tagsüber eingebrochen – ein Plus von 9,5 Prozent. In Köln gab es 2012 exakt 5.012 Wohnungseinbrüche, von denen 3.200 vollendet wurden. Bei 2.500 Einbruchsversuchen in Köln scheiterten die Täter an der Sicherungstechnik. Der Kölner Polizeipräsident Albers nannte den Wohnungseinbruch ein Schwerpunktthema auch für 2013. In Köln stieg die Zahl der Einbrüche um 435 Fälle im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 1,68 Prozent. Auffällig dabei ist dass die Täter neuerdings vor allem über den Keller sich Zugang zu den Objekten verschaffen.

Beim Wohnungseinbruch gehen die Zahlen seit 2009 kontinuierlich nach oben. Bezogen auf dieses Jahr beträgt die Steigerungsrate fast 30 Prozent. In Deutschland wird alle vier Minuten eine Wohnung oder ein Haus aufgebrochen.

Die Zahl der Raubüberfälle in Wohnungen (3.025 Fälle) nahm um 3,9 Prozent zu. Die Täter gehen teilweise immer brutaler vor. Manche Opfer werden geknebelt, gefesselt und geschlagen.

Die Geschädigten leiden oft noch Monate nach der Tat an Panikattacken und Schlaflosigkeit. Die deutschen Hausratsversicherer beklagen den enormen materiellen Schaden. Sie zahlten im vergangenen Jahr rund 470 Millionen Euro Schadenersatz, das sind 50 Millionen Euro oder zwölf Prozent mehr als 2011.

Diese Zahlen bestätigt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) auf Basis einer ersten Auswertung der Daten für 2012. „Die neuesten Zahlen sind alarmierend. Die Kosten für Einbruchschäden haben mit rund 470 Millionen Euro einen neuen Rekord erreicht“, sagte Jörg von Fürstenwerth, Vorsitzender der GDV-Hauptgeschäftsführung, der „Welt am Sonntag“. Die Schadensumme sei hoch, weil sich „in immer mehr Haushalten teure elektronische Geräte wie Laptops, Tablet-PCs und Smartphones befinden“. Der GDV beziffert die durchschnittliche Schadensumme auf 3.300 Euro pro Einbruch (Vorjahr 3.050 Euro). Die Täter bleiben meist unerkannt.

Während die Aufklärungsquote bei der Gesamtkriminalität 54,4 Prozent (minus 0,3 Prozent) beträgt, liegt sie beim Wohnungseinbruch nur bei 15,7 Prozent (minus 0,5 Prozent). Ein Grund sind laut Experten Einsparungen in den Bundesländern. Viele Einbruchskommissariate wurden personell ausgedünnt. Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) bezeichnet Deutschland als „Eldorado für Einbrecher“. „Die Täter gehen weiterhin glücklichen Zeiten entgegen“, sagte der Vorsitzende André Schulz, der „Welt am Sonntag“. Es fehle fast überall kriminalistisch ausgebildetes Personal für eine „qualifizierte Tatort-, Ermittlungs- und Analysearbeit“. Einen Großteil der Einbrüche würden Banden verüben. „Doch unseren Beamten bleibt oftmals nur der polizeiintern sogenannte Beileidsbesuch bei den Geschädigten und die statistische Erfassung der Tat“, sagte Schulz. Ein Grund dafür seien Personaleinsparungen. Mehrere Landesinnenminister hätten aus der früher leistungsfähigen Kriminalpolizei eine „Einheitspolizei“ gemacht. „In einigen Bundesländern gibt es gar keine klassische Kripo mehr. Das wissen aber nur die wenigsten.

Die Rechnung für diesen Irrsinn zahlen jetzt die Bürger“, so Schulz. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) will die Polizeiliche Kriminalstatistik offiziell am kommenden Mittwoch in Berlin vorstellen. Die PKS 2012 weist nach Informationen der „Welt am Sonntag“ insgesamt 5,997 Millionen polizeilich erfasste Straftaten aus, was ein minimaler Anstieg um 0,1 Prozent ist. Die Gesamtkriminalität liegt seit dem Jahr 2010 knapp unterhalb der Sechs-Millionen-Marke.

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