Düsseldorf | aktualisiert | Das Ministerium für Inneres und Kommunales teilte gestern Nachmittag mit, dass ein Mann verhaftet worden sei, der im Verdacht steht einen Anschlag am Düsseldorfer Bahnhof Wehrhahn verübt zu haben. Der Anschlag liegt 16 Jahr zurück. Die Aktivisten von NSU Watch fordern die Einsetzung eines Ausschusses im Düsseldorfer Landtag.

Über 16 Jahre nach dem fremdenfeindlichen Sprengstoff-Anschlag am Düsseldorfer Wehrhahn haben Spezialkräfte der NRW-Polizei in Ratingen einen Verdächtigen festgenommen, schreibt das Ministerium. Am 27. Juli 2000 wurden durch die Detonation zehn Menschen schwer verletzt und ein ungeborenes Kind getötet. Der jetzt festgenommene 50-jährige Deutsche sei bereits unmittelbar nach der Tat ins Visier der Ermittler gerückt. Der Verdacht gegen ihn ließ sich jedoch damals nicht erhärten. Neue Erkenntnisse führten 2014 dann dazu, dass das gesamte Ermittlungsverfahren unter Beteiligung des Landeskriminalamtes NRW (LKA NRW) neu aufgerollt wurde. „Die vielen belastenden Indizien wurden durch die Ermittler akribisch zu einem schlüssigen Gesamtbild zusammengeführt“, so Jäger.

Initiative „NSU Watch NRW“ fordert weiteren Ausschuss nach der Landtagswahl in NRW Düsseldorf

Am 1.2.2017 ist Ralf S. in Haft genommen worden. Die Staatsanwaltschaft in Düsseldorf wirft ihm vor, am 27. Juli 2000 eine Bombe am Düsseldorfer S-Bahnhof Wehrhahn gezündet zu haben. Der mutmaßliche Rechtsterrorist Ralf S. war bereits kurz nach dem Anschlag in das Visier der Ermittler geraten. Doch erst 16 Jahre später glaubt die Staatsanwaltschaft, ihn der Tat überführen zu können, schreiben die Aktivisten von NSU Watch NRW, die kritisieren, dass ein Mitglied der CDU Fraktion bereits getwittert habe den Fall jetzt ad Acta legen zu wollen.

NSU Watch NRW ist der Auffassung, dass noch viele Fragen offen seien. Etwa ob der mutmassliche Täter allein gehandelt habe oder Komplizen hatte. Die Aktivisten führen auf, dass es damals in Düsseldorf eine aktive gewaltbereite rechte Szene gegeben habe. Zudem wolle man wissen, welche Rolle etwa der NRW-Verfassungsschutz damals gespielt habe. .

„Zentrale Fragen für uns sind: Was wusste der Verfassungschutz? Und gab der Geheimdienst sein Wissen an die Polizei weiter?“, so die „NSU Watch NRW“-Sprecherin. Denn es muss davon ausgegangen werden, dass auch die Düsseldorfer Neonazi-Szene von V-Leuten des Verfassungsschutzes durchsetzt war.

Zentralrat der Juden erleichtert

Bei dem Anschlag auf aus Osteuropa stammende Juden waren im Jahr 2000 mehrere Menschen schwer verletzt worden, ein ungeborenes Kind wurde durch einen Bombensplitter getötet. Der Zentralrat der Juden in Deutschland äußerte sich erleichtert über die Festnahme. „In Düsseldorf und darüber hinaus in der ganzen jüdischen Gemeinschaft hatte das Rohrbombenattentat für tiefe Verunsicherung gesorgt“, sagte der Präsident des Zentralrats, Josef Schuster, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Donnerstagsausgabe).

„Gerade für die damaligen Opfer ist es wichtig, dass der Täter gefasst ist.“ Die Festnahme des mutmaßlichen Täters zeige, dass solche Fälle „nicht nach einer gewissen Zeit ad acta gelegt werden dürfen“. Schuster betonte, die Bedrohung durch Rechtsextremisten sei für Juden in Deutschland weiterhin aktuell.

„Wie sich inzwischen herausgestellt hat, hatte auch der NSU jüdische Einrichtungen im Visier. Antisemitismus und Judenhass sind nach wie vor in der rechtsextremistischen Szene der Normalfall“, sagte er weiter. „Der Kampf gegen den Rechtsextremismus darf daher ebenso wenig nachlassen wie die Solidarität der Mehrheitsgesellschaft mit uns Juden und anderen Minderheiten. Die Anständigen in diesem Land müssen weiterhin und dringender denn je aufstehen gegen Rechts.“

Autor: ag, dts, Quellen MIK, NSU-Watch NRW