Berlin | Der Attentäter Anis Amri hat offenbar mindestens einen Mitwisser gehabt, der in den Plan für den Terroranschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz eingeweiht war. Darüber informierte der Leiter des Berliner Landeskriminalamtes (LKA) am vergangenen Freitag in einer nicht-öffentlichen Sitzung des Amri-Untersuchungsausschusses im Berliner Abgeordnetenhaus, berichten der RBB, die „Berliner Morgenpost“ und das ARD-Magazin „Kontraste“ unter Berufung auf mehrere Teilnehmer der Sitzung. Der LKA-Chef berichtete demnach, dass drei V-Personen seiner Behörde Kontakt zu Amri hatten.

Er bestätigte damit einen Bericht der „Berliner Morgenpost“ und des RBB vom 16. November 2018. Einer dieser informellen Zuträger habe Mitarbeitern der Anti-Terroreinheit des Landeskriminalamtes von einem Gespräch mit einem Mann namens Feysal H. berichtet. Feysal H. war dem LKA bekannt und wurde dort als islamistischer Gefährder eingestuft. In dem Gespräch mit der V-Person habe Feysal H. gesagt, dass Amri ihn in seinen Anschlagsplan eingeweiht habe.

Nach Angaben von Teilnehmern der nicht-öffentlichen Sitzung versicherte der LKA-Chef, dass das LKA erst nach dem Anschlag von der V-Person erfahren habe, dass ihr der Terrorplan von Amri bekannt war. Aus der Sicht der Abgeordneten steht nun die Frage im Raum, ob die Anti-Terror-Fahnder die V-Person womöglich gezielter hätten befragen können und so auch schon vor dem Anschlag von Amris Anschlagsabsicht hätten erfahren können. Feysal H. ist ein islamistischer Gefährder, der wegen versuchten Totschlags und Körperverletzung vorbestraft ist.

Derzeit leidet er offenbar an einer psychischen Erkrankung. Wann er von Amris Anschlagsplan erfuhr, und wann er der V-Person des LKA davon erzählte, ist unklar. Offen ist auch, ob Amri womöglich weitere Mitwisser oder gar Helfer hatte.

Die seit dem Anschlag ermittelnde Bundesanwaltschaft wollte sich auf Anfrage nicht zu möglichen Mitwissern äußern. Bislang hatte die Behörde Amri stets als Einzeltäter bezeichnet. Der Abgeordnete Benedikt Lux (Grüne) zieht diese Vermutung angesichts der Berichte der V-Person über den Mitwisser Feysal H. nun in Zweifel. „Die Einzeltäter-These ist jetzt noch weniger haltbar als zuvor. Wir wollen den V-Mann-Führer dazu hören“, sagte Lux dem RBB und der „Berliner Morgenpost“.

Autor: dts