Köln | Der Circus Roncalli sollte eigentlich eine Reise von Linz in Österreich nach Osnabrück unternehmen. Doch am gestrigen Mittwochabend musste die Bundespolizei in Fulda zu mindestens einem Einsatz ausrücken. Was dann geschah, stellen Roncalli und Bundespolizei in Teilen unterschiedlich dar. Erst am heutigen Donnerstagmorgen konnte sich der Sonderzug wieder in Bewegung setzen. Am frühen Abend soll die wertvolle Fracht in Osnabrück eintreffen.

Mit rund 1.200 Tonnen Ladegewicht auf 50 Bahnloren war der rund 700 Meter lange Sonderzug von der Alpenrepublik auf dem Weg nach Osnabrück in Niedersachsen. Gegen 16 Uhr traf der Zug tatsächlich in Fulda ein, wo er mehrere Stunden planmäßig halten sollte. Kurz nach 20 Uhr soll es dann zu einem Einbruchsdelikt im Führerhaus des Zuges gekommen sein. Das bestätigte auch ein Sprecher der zuständigen Bundespolizei in Kassel. Neben dem Diebstahl eines Laptops bestätigte ein Sprecher auch Verwüstungen in dem Führerhaus. Für die Beamten vor Ort war der Einsatz schnell beendet, nichts deutete zu diesem Zeitpunkt auf defekte Bremsen hin.

Die Aussagen von Bundespolizei und Roncalli sind nicht deckungsgleich

Als der Zugführer gegen 22 Uhr den Zug wieder in Bewegung setzen wollte, konnte die Bremsanlage nicht genügend Luft aufbauen. Nachfolgende Ermittlungen ergaben, dass sich auf den Schienen Eisenklötze befunden haben sollen. Außerdem sollen an gleich zwei Bahnloren die Bremsanlagen professionell entfernt worden sein, wie der Circusbetreiber in seiner Pressemitteilung berichtete. Die Bundespolizei soll daraufhin wegen einer drohenden Entgleisung den Zug stillgelegt haben, was die Pressestelle in Kassel gegenüber der Redaktion Report-k.de aber nicht bestätigte.

Die erste Nachricht des Zugführers an die Verantwortlichen von Roncalli soll erst gegen 23:30 Uhr versendet worden sein. Darin war die Rede von Manipulationen an der Bremsleitung sowie von der Stilllegung des Zuges durch die Bundespolizei, wie Roncalli-Logistikchef Patrick Philadelphia erläuterte.

Sonderzug rollt wieder

Nachdem das Bremssystem repariert werden konnte, musste der Zugführer in den heutigen Morgenstunden noch auf die Freigabe durch die Deutsche Bahn warten. Die wurde zwischen 9:30 und 10 Uhr erteilt, was wiederum von beiden Seiten – Roncalli und Bundespolizei – bestätigt wurde. Der Sonderzug soll nun zwischen 18 und 19 Uhr in Osnabrück eintreffen, erwarten die Verantwortlichen des Circusbetreibers.

Auf dem Sonderzug befinden sich unter anderem auch die historischen Circuswagen, der älteste von 1880. Der Circus Roncalli wird ab dem 21. Dezember dieses Jahres bis zum 6. Januar 2019 als Weihnachtsattraktion in der niedersächsischen Großstadt gastieren. Für Logistik-Chef Philadelphia ist der Zeitplan für den Aufbau trotz der nächtlichen Aufregung nicht in Gefahr. „Da haben wir eine Nachtschicht vor uns“, kommentierte er die Verzögerung.

Autor: ag / rk
Foto: Der Sonderzug bringt den Roncalli Circus von Linz nach Osnabrück. Am gestrigen Mittwoch gab es bei Fulda jedoch einen Zwischenfall.