München | Die Zahl der Suchanfragen von Migranten, die Verwandte vermissen, bleibt beim Deutschen Roten Kreuz auch im zu Ende gehenden Jahr auf Rekordniveau. Trotz sinkender Migrantenzahlen wurden von Januar bis Mitte Dezember bereits 2.700 Anfragen neu gestellt. Im Rekordjahr 2016 hatte das DRK insgesamt rund 2.800 registriert.

Das geht aus der vorläufigen Bilanz des DRK-Suchdienstes hervor, über die die „Welt“ in ihrer Donnerstagausgabe berichtet. Im Jahr 2014, also vor dem Höhepunkt der großen Fluchtbewegung nach Deutschland, hatte die Zahl der Anfragen noch bei 1.053 gelegen. Die neue DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt (CSU), die das Amt nach ihrem Ausscheiden aus dem Bundestag Anfang des Monats von Rudolf Seiters (CDU) übernommen hat, sprach von einer beunruhigenden Entwicklung.

„Erschreckend ist vor allem die nach wie vor hohe Zahl von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, die entweder selbst ihre Angehörigen suchen oder von diesen gesucht werden“, sagte Hasselfeldt der „Welt“. Diese Zahl liege bei mehr als 1.000 Mädchen und Jungen und sei damit im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls nahezu unverändert. Die meisten Schutzsuchenden, die in Deutschland Suchanfragen stellen, stammen den Angaben zufolge aus Afghanistan, Somalia und Syrien.

„Für Familien gibt es wohl nichts Schlimmeres als nicht zu wissen, ob ein Angehöriger noch lebt oder was mit ihm geschehen ist“, sagte Hasselfeldt. In etwa jedem zweiten Vermisstenfall kann der DRK-Suchdienst helfen oder zumindest Informationen liefern. Doch bei einem Teil der Gesuchten, so Hasselfeldt, müsse man leider davon ausgehen, dass sie auf der Flucht ums Leben gekommen sind: „Da die Identifizierung der Toten auf den verschiedenen Fluchtrouten nicht immer möglich ist, werden viele Schicksale deshalb auch ungeklärt bleiben.“

Autor: dts