Leverkusen | Die überwiegende Zahl der Menschen in Deutschland fühlt sich gestresst. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie „Betriebliches Gesundheitsmanagement 2018“, die im Februar dieses Jahres durchgeführt wurde.

Dabei wurden bundesweit  1650 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die zuvor in einer gewichteten Zufallsstichprobe ausgewählt wurden, telefonisch zu ihren Erfahrungen mit Stress befragt. 87 Prozent gaben dabei an, gestresst zu sein. Rund die Hälfte der Befragten glaubt, von einem Burn-Out bedroht zu sein, eine Mehrheit von rund 60 Prozent klagt zumindest gelegentlich über typische Burn-out-Symptome wie anhaltende Erschöpfung, innere Anspannung und Rückenschmerzen.
Je 61 Prozent der Menschen in Deutschland klagen über Rückenschmerzen oder Erschöpfung, knapp ein Viertel (rund 23 Prozent) jeweils sogar häufig. 59 Prozent verspüren manchmal innere Anspannung. Und 54 Prozent der Befragten grübeln über ihre Arbeit, was wahrscheinlich mit dazu beiträgt, dass 53 Prozent schlecht schlafen. „Das sind alles mögliche Symptome eines Burn-outs“, sagt Dr. Gerd Herold, Beratungsarzt der pronova BKK. Laut der Studie sehen 50 Prozent der Beschäftigten daher auch für sich ein mäßiges bis hohes Burnout-Risiko. Jeder siebte sieht bei sich selbst die Gefahr, vollkommen auszubrennen.

Zeitdruck und emotionaler Stress belasten am stärksten

Hauptgrund für das Gefühl der völligen psychischen und körperlichen Erschöpfung ist ständiger Termindruck (34 Prozent), gefolgt von emotionalem Stress durch Kunden oder Patienten (30 Prozent), Überstunden und schlechtem Arbeitsklima (je 29 Prozent). „Die meisten Berufstätigen fühlen sich von Abgabeterminen, Kunden- und Chefwünschen unter Druck gesetzt. Im Gegensatz zu Notärzten und Fluglotsen gibt es aber für viele Büroangestellte kaum einen realen Grund für extremen Zeitdruck“, sagt Lutz Kaiser, Vorstand der pronova BKK. Er fordert von den Arbeitgebern, hier „aktiv Grenzen zu setzen“.
Vielen Berufstätigen fällt es indes schwer, auf die Signale ihres Körpers zu hören. 35 Prozent der Deutschen gehen mit psychischen Beschwerden wie emotionaler Belastung oder Depression trotzdem zur Arbeit. Das ist eine größere Gruppe als die, die trotz Grippe, einem gebrochenen Arm oder einer Bänderdehnung ihrer täglichen Pflicht nachkommt. Hier ist die Tendenz eindeutig: Im Jahr 2016 gingen nur 29 Prozent der Befragten trotz emotionaler Belastung zur Arbeit.

Digitalisierung wirkt sich auch auf das Stresslevel aus

Auch die ständige Erreichbarkeit versetzt jeden Vierten in Hektik – allerdings ist ein Trend erkennbar, dass die Menschen zunehmend lernen, besser mit Smartphone und Co. umzugehen. Dieser Stressfaktor hat verglichen mit dem Jahr 2016 um fünf Prozentpunkte abgenommen. „Wir gewöhnen uns daran, bewusste Medien-Auszeiten zu schaffen und abseits des Büros nicht zu oft auf E-Mails und Handy zu achten“, so
Kaiser. „Dafür tauchen neue, eher subtilere Folgen der Digitalisierung im Beruf auf. Die Beschäftigten sorgen sich, mit neuen Technologien nicht umgehen zu können und von Robotern oder Computern ersetzt zu werden. Das erhöht den Stress und damit das Burn-out-Risiko.“
Acht Prozent fühlen sich durch den Einsatz von Robotern und die schnellere Kommunikation unter Druck gesetzt. Und immerhin 15 Prozent fürchten durch die zunehmende Digitalisierung um ihren Arbeitsplatz, so weitere Ergebnisse der Umfrage.

Autor: bfl
Foto: Burnout ist eine Zivilisationserkrankung. Das Stresslevel ist weiterhin hoch, viele fühlen sich von Burnout bedroht.