Bonn | Auf dem UN-Campus in Bonn ist am Montagvormittag die 23. UN-Klimakonferenz (COP 23) gestartet. Der Präsident der 22. Weltklimakonferenz in Marrakesch, Salaheddine Mezouar, eröffnete den Gipfel in Bonn mit einer Rede. Im Anschluss wurde der neue COP-Präsident, Fidschis Regierungschef Frank Bainimarama, gewählt.

Der pazifische Inselstaat hat zum ersten Mal den Vorsitz einer Weltklimakonferenz. Die Verhandlungen leitet die Chefunterhändlerin des Inselstaates bei den Vereinten Nationen, Nazhat Shameem Khan. Die zweiwöchige Konferenz geht bis zum 17. November.

Die Verhandlungsführer wollen dabei konkrete Regelungen zur Umsetzung des 2015 in Paris beschlossenen Zwei-Grad-Ziels erarbeiten. Erwartet werden rund 25.000 Teilnehmer. Auf den Fidschi-Inseln konnte sich eine derart große Zahl an Teilnehmern nicht versammeln, deshalb wurde als Austragungsort der Sitz des UN-Klimasekretariats in Bonn festgelegt. Dort fand 2001 bereits eine UN-Klimakonferenz statt.

Potsdamer Klimaforscher warnt vor Aufgabe der Klimaziele

Anlässlich der Weltklimakonferenz in Bonn hat der Potsdamer Klimaforscher Ottmar Edenhofer davor gewarnt, die Klimaziele aufzugeben. Gerade Deutschland sei drauf und dran, die versprochene Verringerung der Treibhausgase zu verfehlen, sagte Edenhofer der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Montagsausgabe). Das könne nun keinesfalls Grund sein, diese Ziele aufzugeben.

„Täten wir dies, nähmen wir eine Zunahme von Klimarisiken in Kauf, etwa Extremwetter, Ernteausfälle und einen Anstieg des Meeresspiegels“, sagte der Klimaexperte. „Das wäre nicht nur teuer, es wäre unverantwortlich.“ Zudem dürfe Deutschland nicht an Tempo verlieren und hinter das bereits Erreichte zurückfallen.

„Es geht hier auch um das Erbe der Ära Angela Merkel, die als Klimakanzlerin Geschichte geschrieben hat“, so der Forscher weiter. Zur Ehrlichkeit in der Politik gehöre auch, dass hehre Klimaziele alleine nicht genügten. „Wir brauchen auch konkrete Maßnahmen, um diese zu erreichen“, so Edenhofer.

Der stellvertretende Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) sieht bei den Verhandlungen für eine neue Jamaika-Regierungskoalition Spielraum für Kompromisse in der Klimapolitik. „Eindeutig muss aber die Richtung sein: Mindestpreis im europäischen Emissionshandel, raus aus der Kohle, rein in die Digitalisierung unseres Energiesystems mit smarten Netzen, smarten Häusern“, sagte der Klimaforscher. „Je länger wir herum trippeln, desto teurer wird es, das zeigt die Forschung sehr klar.“

Autor: dts