Köln | Nach dem Drohnen-Debakel hat Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) erneut Ärger mit der Luftwaffe: Auf dem militärisch streng bewachten Regierungsflughafen Köln/Bonn gibt es schwere Sicherheitsmängel. Das berichtet die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf ein internes Protokoll der Bundespolizei zu einem Einsatz am 25. Juli. An dem Tag hatte sich ein Mann unbefugt Zutritt zu dem Flugplatz verschafft, den Kanzlerjet von Angela Merkel gekapert und sich in der Maschine verschanzt.

Dem achtseitigen Protokoll zufolge war der Airbus A 319 „nicht abgeschlossen“ und es standen die „Cockpittüren offen“. Die Maschine gehört zur Flugbereitschaft des Verteidigungsministeriums. Die Luftwaffe teilte der „Welt am Sonntag“ mit: „Der A 319 war verschlossen.“

Zugleich musste sie aber einräumen, dass der Kanzlerjet über den Notausstieg zugänglich und die Tür zum Cockpit offen war. Zudem bestätigte sie, dass die Sicherheitssensoren am Boden des Flugplatzes wegen laufender Bauarbeiten abgeschaltet waren. Wie der Mann auf das Gelände kam, kann sich die Bundeswehr bis heute nicht zweifelsfrei erklären.

Nach Informationen der „Welt am Sonntag“ gibt es davon keine Videoaufnahmen, weil der Sicherheitszaun nur teilweise mit Kameras überwacht wird. Am Zaun sind inzwischen aber DNA-Spuren gefunden worden. Laut dem Protokoll der Bundespolizei gelang es erst nach einem dreistündigen Einsatz den mutmaßlichen Täter, den Deutsch-Türken Volkan T., festzunehmen.

In dem Papier heißt es, T. hätte den aufgetankten Kanzlerjet starten können. Am 25. Juli gab um 21:27 Uhr die erste Meldung über den Vorfall. Erst eine halbe Stunde später wurde die höchste Alarmstufe ausgelöst: „21:54 Uhr: Einsatzalarmstufe wurde geändert von 3 auf 1. Einsatzart wurde geändert von Prävention auf Sonderlage. Die Maschine hat vermutlich fünf bis acht Tonnen Sprit an Bord. Die Bundeswehr kann nicht ausschließen, dass die Maschine gestartet werden kann.“ Um 0.23 Uhr wurde T. „erfolgreich festgenommen“. De Maizière will sich nicht selbst zu der Kaper-Aktion äußern. Auf Anfrage der „Welt am Sonntag“ ließ er ausrichten, die Leitung seines Hauses sei darüber „zeitnah in Kenntnis gesetzt worden.“ Doch SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold reicht das nicht. „Der Vorfall muss restlos aufgeklärt werden. Herr de Maizière muss genau darlegen, wie es zu den eklatanten Sicherheitsmängeln bei seiner Flugbereitschaft kommen konnte“, sagte Arnold der „Welt am Sonntag“. Die Bundeswehr spare an der Sicherheit und setze statt eigenem Personal wenig qualifizierte Mitarbeiter von Wachschutzfirmen ein. Auch die Pilotenvereinigung Cockpit äußerte Kritik. „Flugzeuge müssen grundsätzlich überall gesichert werden“, sagte Vorstandsmitglied Markus Wahl der „Welt am Sonntag“.

Autor: dts
Foto: Archivfoto: Ein Tanklaster ist auf dem öffentlichen Teil des Köln Bonn Airport unterwegs