Köln | Gegen den aktuellen Landestrend in Nordrhein-Westfalen hat sich der Krankenstand in der Millionenstadt Köln im vergangenen Jahr 2017 stabil gehalten. Während der Krankenstand im gesamten Bundesland auf 4,1 Prozent anstieg, blieb er in Köln auf einem Wert von 3,5 Prozent.

Wie die DAK-Gesundheit in ihrer alljährlichen Auswertung der Ausfalltage von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern herausfand, befindet sich die Region Köln damit weiterhin deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Bei der Quote des Krankenstandes werden damit an jedem Tag des Jahres von 1.000 Arbeitnehmern 35 krankgeschrieben. Neben dem Anstieg psychischer Erkrankungen belasten vor allem Rückenprobleme die Gesundheitsstatistik. Alleine in Köln gab es im Jahr 2017 rund 464.00 Ausfalltage wegen Rückenschmerzen bzw. -leiden, wie eine nun veröffentlichte Sonderanalyse darlegte.

Auch die Ausfalltage aufgrund von psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angstzuständen stiegen um fünf Prozent an. Mit einem Anteil von 22,5 Prozent liegt diese Diagnosegruppe inzwischen sogar auf dem ersten Rang. Einen Anstieg um neun Prozent gab es bei den Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems, zu denen auch Rückenerkrankungen hinzugezählt werden. Diese belegten damit den zweiten Platz. Auf Rang drei folgten die Krankheitstage aufgrund von Atemwegserkrankungen wie beispielsweise Bronchitis. Bei den Ausfalltagen aufgrund von Verletzungen und Vergiftungen gab es hingegen einen deutlichen Rückgang von mehr als 14 Prozent.

„Wir informieren regelmäßig über den Krankenstand in Köln, um so Impulse für die Gesundheit der Beschäftigten zu geben. Die fundierten Analysen helfen uns, noch gezielter beim Betrieblichen Gesundheitsmanagement ansetzen zu können und Arbeitgebern konkret Hilfe anzubieten. Damit sollen beispielsweise längere Ausfallzeiten durch Rückenleiden oder seelische Probleme vorgebeugt werden“, betonte Thomas Rückert, DAK-Gesundheit, Leiter Servicezentrum Köln.

Design der Sonderanalyse

Für das Schwerpunkthema wertete das IGES Institut die Fehlzeiten aller erwerbstätigen Mitglieder der DAK-Gesundheit in Nordrhein-Westfalen aus. Es wurden zudem bundesweit mehr als 5.000 Beschäftigte, darunter 1.007 aus NRW im Alter von 18 bis 65 Jahren befragt und zahlreiche Experten eingebunden.

Bei der Auswertung der Daten zur Rückenproblematik ergaben sich landesweit rund 7,3 Millionen Ausfalltage, darunter 464.000 in Köln. Mehr als drei Viertel aller Befragten (78 Prozent) gaben an, dass sie „Rücken“ haben, davon hatte jeder Vierte aktuelle Beschwerden. Auf 100 Erwerbstätige in Nordrhein-Westfalen entfielen mehr als 84 Fehltage wegen Rückenschmerzen. In Köln war die Zahl der Ausfalltage mit 62 deutlich niedriger. Auch die durchschnittliche Dauer je Krankschreibung lag mit zehn Tagen unter dem Landesdurchschnitt von zwölf Tagen.

Weitere Detailergebnisse

„Gleichwohl zeigt sich auch bei uns in Köln, dass es trotz eines verstärkten Engagements im Betrieblichen Gesundheitsmanagement nur leichte Verbesserungen gibt. Deshalb müssen wir gemeinsam mit Unternehmen das individuelle Arbeitsumfeld noch rückenfreundlicher gestalten“, so die Schlussfolgerung Rückerts. Allerdings zeigen die Auswertungen auch, dass längst nicht alle, die über Schmerzen klagen, sich auch tatsächlich krankmelden. Hier spielen zudem andere Faktoren wie etwa die Freude an der beruflichen Tätigkeit oder die Art der Arbeit eine Roll, ergänzt Prof. Dr. Peer Eysel, Direktor der Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie der Uniklinik Köln.

Fast vier von fünf Betroffenen leiden demnach unter Schmerzen im Bereich der Lendenwirbel, 41 Prozent lokalisierten ihre Rückenschmerzen eher im Nacken. Rund jeder Zehnte klagt über starke bis sehr starke Schmerzen, so ein weiterer Befund aus dieser Studie. Nur etwa jeder dritte Betroffene war 2017 wegen seiner Rückenschmerzen in ärztlicher Behandlung. Mehr als drei Viertel aus dieser Gruppe (76 Prozent) vertrauten der Diagnose eines Arztes, 19 Prozent holten sich eine zweite Meinung ein. Vier Prozent suchten gar mehr als zwei Mediziner auf.

Therapieansätze halten sich die Waage

Nach der konkreten Rückenschmerz-Behandlung befragt gaben mit 51 Prozent etwas mehr als die Hälfte der Betroffenen an, eine Physiotherapie erhalten zu haben. Jeweils 46 Prozent erhielten Schmerzmittel oder bekamen eine Spritze. Bei 29 Prozent wurde ein CT oder ein MRT des Rückens gemacht.

Mediziner Eysel erhofft sich jedoch aus eigener praktischer Erfahrung, dass Stress und psychische Belastungen bei Diagnose und Behandlung von „Rücken“ bedeutend stärker berücksichtigt werden sollen als bisher.

Die DAK-Gesundheit ist eine der größten Krankenkassen Deutschlands. Sie hat rund 1,1 Millionen Versicherte in Nordrhein-Westfalen, davon rund 100.000 in Köln.

Autor: bfl