Köln | Der Kölner Kinderschutzbund hat am heutigen Tag der gewaltfreien Erziehung Hoffnung gemacht. Jüngste Zahlen verdeutlichen, dass die Tracht Prügel oder die „Backpfeife“ als Erziehungsmittel deutlich zurückgegangen ist.

Dabei setzt sich die Organisation schon seit vielen Jahren für weniger Gewalt in der Erziehung von Kindern ein. Nicht erst seit gestern ist bekannt, dass Gewalterlebnisse in jungen Jahren sich auf das Verhalten im Erwachsenenalter auswirken. Nicht selten verprügeln Eltern, die selbst Opfer häuslicher Gewalt wurden, ihre eigenen Kinder ebenfalls. Und die gehen mit Gewalterfahrungen anders um als der Nachwuchs, der gewaltfrei erzogen wurde.

Hoffnung machen Zahlen, die belegen, dass die Gewalt unter Jugendlichen auch dank des Gesetzes gegen Gewalt in der Erziehung deutlich zurückgegangen ist. Und das hat wiederum Auswirkungen auf die Kriminalität einer Gesellschaft. So zeigt eine Studie des Kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsen, dass die Jugendkriminalität in Deutschland von 2007 bis 2015 um die Hälfte zurückging. Als Ursache nennen die Forscher ausdrücklich auch den Rückgang von Gewalt in den Familien, einen positiven elterlichen Erziehungsstil und stärkere emotionale Zuwendung.

„Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“ So steht es seit 2000 im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB). Dafür haben Organisationen wie der Deutsche Kinderschutzbund (DKSB) lange gekämpft. Was für Deutschland gilt, muss sich auch weltweit durchsetzen, so die Forderung des Kinderschutzbundes. Auch hier gibt es positive Entwicklungen. Inzwischen haben 53 Länder Körperstrafen in der Erziehung untersagt.

Gewalterfahrungen bleiben – häufig in psychischer Form

Trotzdem erleben immer noch viel zu viele Kinder körperliche, seelische und sexualisierte Gewalt, in der Familie, im sozialen Umfeld und in Einrichtungen. Vor allem bei der psychischen Gewalt, zum Beispiel durch Beschimpfungen und Beleidigungen – etwa wenn Kinder als dick, hässlich oder dumm bezeichnet werden – lässt sich laut der Studie kein signifikanter Rückgang feststellen.
„Dass Gewalt in der Erziehung verboten wurde, damit ist schon einiges erreicht und das gesellschaftliche Bewusstsein ist in Veränderung. Viele Eltern möchten ihre Kinder respektvoll begleiten und brauchen Unterstützung in den Herausforderungen der Erziehung. „Deshalb ist Beratung und Hilfe wichtig“, erklärt Maria Große Perdekamp, Fachliche Leiterin des Kinderschutzbundes Köln.

Mit präventiven Angeboten wie einem Elterncafé oder Bildungskonzepten müsse man den Eltern zeigen, wie sie Konfliktsituationen in den eigenen Familien gewaltfrei lösen oder zumindest managen können. Neben Beratungsleistungen müssen die Opfer solcher Konflikte aber auch therapeutisch betreut werden, um so ihre eigenen Gewalterfahrungen zu bewältigen.

Der Deutsche Kinderschutzbund ruft seit 2004 am heutigen Montag am Tag der gewaltfreien Erziehung dazu auf, das Ideal einer gewaltfreien Erziehung Wirklichkeit werden zu lassen und daran zu erinnern, dass die gesamte Gesellschaft die Verantwortung für das gewaltfreie Aufwachsen von Kindern trägt.

Der DKSB wurde 1953 gegründet und gilt mit rund 50.000 Mitgliedern in mehr als 400 Ortsverbänden als größte Kinderschutzorganisation in Deutschland. Schwerpunkte seiner Arbeit sind Kinderrechte, Kinder in Armut, Gewalt gegen Kinder sowie Kinder und Medien.

Autor: bfl