Brühl | aktualisiert 14:44 Uhr | Die Kelly Familie ist Schloss Gymnich nun zehn Jahre nach ihrem Auszug endgültig losgeworden. Bei der Zwangsversteigerung am Amtsgericht Brühl wechselte das historische Wasserschloss am Dienstag für 3.050.000 Euro den Besitzer. Den Zuschlag erhielt ein Industrieversicherungsmakler im Ruhestand. Die als Straßenmusiker bekannt gewordene Familie aus Irland hatte 13,1 Millionen Mark, also etwa das Doppelte, für den stattlichen Wohnsitz gezahlt. Zuvor hatte das Schloss als Gästehaus der Bundesregierung gedient.

„Ich bin erleichtert und begeistert“, sagte der Künstler Joey Kelly, der die Zwangsversteigerung als Miteigentümer forciert hatte und mit einem eigenen Gebot unterlag. „Die Immobilie von meinem Vater war ein Traum, der nicht aufgegangen ist.“ Die Kelly Family („An Angel“, „Why Why Why“) hatte den herrschaftlichen Sitz 1998 auf dem Höhepunkt ihrer Karriere erworben. Immer wieder gab es Ärger mit Nachbarn, weil Fans in Massen vor dem Schloss auftauchten und viele von ihnen Gärten und Einfahrten der Anwohner als Toiletten benutzt haben sollen. Nach dem Tod des Vaters Dan Kelly zogen die Kinder nacheinander aus. Anfang 2002 wurde das Schloss verpachtet. Auf eine weitere Nutzung konnten sich die zwölf Geschwister nicht einigen. Inzwischen stand die Familie bei einer Gläubigerbank in der Kreide.

Der Investor aus Bad Münstereifel will das denkmalgeschützte Schloss aus dem 14. Jahrhundert mit einem 200.000 Quadratmeter großen Grundstück nun selbst mit seiner Frau beziehen und ein kleines Hotel oder Gastgewerbe eröffnen. Zunächst müsse das rötliche Schloss, umgeben von einem Wassergraben, restauriert werden. „Wir wollen weder ein Seniorenheim noch ein Krankenhaus noch Eigentumswohnungen daraus machen“, erklärte Gerd Overlack (67), der im Besitz eines weiteren Schlosses ist, an der Seite seiner Frau. Zuvor hatte er sich in einem spannenden Bieterstreit gegen eine Schweizer Aktiengesellschaft durchgesetzt.

Joey Kelly, der 1,5 Millionen geboten hatte, sagte vor Journalisten: „Wie es für mich ausgegangen ist, ist es am besten.“ Er glaube, dass der Bieter Overlack der richtige Besitzer sei.

Wie nach zehn Ironmans

Er selbst sei froh, weil er die Verantwortung nicht mehr tragen müsse, sagte Kelly, der seriös im schwarzen Anzug und gebundenem Haarzopf erschien. Der 39-Jährige sprach von einem „ganz großen Wahnsinn“ und bezeichnete den Verkauf als „einen absoluten Wahnsinn“. Ich freue mich wie nach zehn Ironmans hintereinander“, sagte der Extremsportler mit Anspielung auf seine Teilnahme bei dem harten Sportwettkampf.

Im ersten Anlauf war der Verkauf des imposanten Wasserschlosses geplatzt, weil niemand wie verlangt die Hälfte des Verkehrswertes von 5,3 Millionen Euro geboten hatte. Allein Joey Kelly hatte mit 1,7 Millionen Euro ein Angebot angenommen.

Autor: dapd