Köln | Veranstalter Werner Nolden spricht im Interview über die Auswirkungen der Corona-Krise auf seine Bierbörsen und auf die Kölner Lichter.

Wie erleben Sie die aktuelle Situation in der Corona-Krise?

Werner Nolden: Ich bin einer der dienstältesten Veranstalter in NRW. Seit 39 Jahren bin ich für das Schlebuscher Volksfest verantwortlich. Wir haben eine Weltwirtschaftskrise mitgemacht. Da gab es bei manchen Vertragspartnern damals Zahlungsprobleme. Als alles vorbei war, kamen die Leute in Scharen raus und haben ihr Kölsch getrunken. Jetzt haben wir eine Krise mit einer ganz anderen Situation. Da hängt ganz Deutschland und die ganze Welt drin. Das ist eine gravierende Rezession und wenn die im kommenden Jahr vorbei ist, wird nicht mehr alles so sein, wie es vorher war. Wir werden auf einen ganz anderen, viel niedrigen Level starten müssen. Dann werden zum Beispiel horrende Preise bei den Karten der Ligaspiele nicht mehr möglich sein, weil die Leute das dann nicht zahlen können und wollen.

 

Was sind für Sie gerade die größten Herausforderungen als Veranstalter?

Nolden: Ich versuche jetzt, alles so sauber wie möglich abzuwickeln, um meinen Verpflichtungen nachzukommen. Der Druck ist da schon sehr heftig. Wir veranstalten bundesweit 26 Bierbörsen und arbeiten da mit bis zu 500 Partnern zusammen. Aber man muss selbst ruhig bleiben und auch die Mitarbeiter beruhigen. Und man muss den steten Kontakt zu den Kunden halten und sie mit Rundbriefen immer auf den neuesten Stand bringen. Die erste Bierbörse am 22. Mai ist inzwischen abgesagt worden. Alle anderen Veranstaltungen des Jahres laufen noch im Plan, da es keine behördlichen Anordnungen gibt. Absagen sind nur möglich, wenn man diese schriftlich vorliegen hat. Man muss jetzt auch den Leuten Mut machen, es ist ja auch vieles möglich. Ist zum Beispiel die Bierbörse in Opladen zum geplanten Termin nicht durchführbar, kann man es auch im November mit einem extra großen Zirkuszelt versuchen. Gerade für die Partner der Bierbörsen beginnt jetzt eine schwierige Zeit. Wir hatten im September die letzte Veranstaltung und im Winter gab es keine Einnahmen. Alle haben jetzt auf das Frühjahr gehofft. Jetzt muss man hinter seinen Partner stehen.

 

Wann rechnen Sie damit, dass wieder Veranstaltungen möglich sein werden?

Nolden: Ab Juli könnte es eine Chance geben. Wahrscheinlich wird die Lage nach Ostern etwas besser sein, aber ausreichen wird das wohl nicht. Vielleicht können im Mai die Schulen und Kindergärten wieder öffnen. Danach muss man wieder einige Wochen abwarten, um zu sehen, welche Auswirkungen das hat. Eventuell kommen dann auch wieder Restaurants, Cafés und Geschäfte wieder dazu. Das Ganze kann nur stufenweise ablaufen. Sicher ist nur, dass bis Anfang Mai gar nichts passieren wird.

 

Wie werden die Menschen mit Großveranstaltungen wie den Kölner Lichtern künftig um gehen?

Nolden: Die Kölner Lichter sind unser Vorzeigeprojekt. Vor drei Jahren hatten wir alles aufgebaut. Die Welt war im Ordnung und ich habe mich abends noch in meinen Garten gesetzt. Dann kam plötzlich die Nachricht von Nizza, wo ein Lkw in die Menschenmenge gefahren war. Am Freitag kam noch die Nachricht vom vermeintlichen Putsch gegen Erdogan in der Türkei dazu. Mittags war ich dann mit vier hohen Repräsentanten der Polizei auf unserem Gelände unterwegs. Wir haben die Veranstaltung trotz allem durchgezogen. Aber kam etwa nur die Hälfte der erwarteten Besucher, wir hatten keine Getränkeumsätze und so manch ein Mitarbeiter hat sich nicht in den Getränkewagen getraut, weil er Angst vor einem Anschlag hatte. Das Geschehen von damals kann man zwar nicht direkt mit der Situation heute vergleichen, aber es wird wieder Menschen geben, die Angst haben, ins Kino oder ins Eiscafé zu gehen. Gerade die älteren Leute werden sehr vorsichtig sein, wenn wieder vieles geöffnet hat.

 

Wie schätzen Sie die Chancen der diesjährigen Kölner Lichter ein?

Nolden: Sollten diese stattfinden können, werden wir deutlich weniger Besucher haben. Das Ganze ist nicht ganz hoffnungslos. Ich werde mit Bedacht an die Sache rangehen und weiß die Lage gut einzuschätzen.

 

Was macht Ihnen im Moment Sorgen und was Hoffnung?

Nolden: Es wird wieder aufwärtsgehen und wir dürfen jetzt nicht stehen bleiben, damit die Maschine wieder ans Laufen kommt. Aber das aktuelle und das kommende Jahr werden für uns sehr schwere Jahre werden.

 

Wie wird sich die Gesellschaft durch die Krise verändern?

Nolden: Die Menschen werden bewusster leben. Ich bin vor einiger Zeit sehr schwer an Krebs erkrankt. Die Chancen standen nicht gut für mich, aber ich habe es überstanden und bin wieder kerngesund. Die Krankheit hat mich geformt und bewusster leben lassen. Das wird jetzt in der Krise auch mit vielen Menschen passieren. Man muss nicht nach Malle fliegen, um glücklich zu sein. Es reicht eine normale Fußgängerzone, in der man befreundete Menschen trifft, die man umarmen kann.

 

Haben Sie Tipps für die Zwangspause in der Krise?

Nolden: Ich schaue mir gerne auf Youtube alte Spiele meines Vereins Bayer 04 an und ich unternehme jetzt sehr viel mit der Familie. Es ist schön, mit meinen beiden Kindern jetzt viel Zeit verbringen zu können. Ich genieße das sehr.

Autor: Von Stephan Eppinger | Foto: Nolden