Köln | Die Besucher im Kölner Zoo sind leicht irritiert. Dort wo sonst hinter dickem Panzerglas das 18-jährige Spitzmaulnashornmännchen Taco mit einem Gummiball spielt, tummeln sich Medienmenschen, ein Zoodirektor, ein Kurator und Marco Vollmer, Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit und Politik bei der Umweltschutzorganisation WWF Deutschland. Im Gehege hängen 536 schwarze Kreuze und das Gehege ist durchspannt von Flatterband mit der Aufschrift Crime Scene. Grund hierfür ist der Tag des leeren Geheges um auf die Situation der wildlebenden und von Wilderern bedrohten Arten, wie den Nashörnern und Elefanten, vor allem im südlichen Afrika aufmerksam zu machen. Der Kölner Zoo plant übrigens sein Nashorngehege umzubauen und zu vergrößern. Die Tierschutzorganisation „Peta“ übt Kritik an der Aktion.

Ungewöhnliche Perspektive: Die Fotoaktion im Gehege des Kölner Nashorns „Taco“ >

Der WWF und der Kölner Zoo, in Deutschland machen noch die Zoos in Münster, Leipzig und Kronberg am „Tag des leeren Geheges“ wollen auf die Wildereisituation in Afrika hinweisen. Alleine in diesem Jahr bis 31.7.2013 wurden in Südafrika 536 Nashörner gewildert. Gemessen wird die Zahl an den Kadavern, die die Ranger etwa im Krüger Nationalpark zählen. Dabei gehen die Wilderer, Pagel und Vollmer sprechen von Banden, äußerst radikal und rücksichtslos vor. Sie fliegen mit kleinen Maschinen unterhalb des Radars ein, erschießen das Tier, sägen den Stoßzahn oder das Horn ab und entschwinden wieder. Derzeit leben noch rund 25.000 Nashörner in Südafrika. Die Zahlen zeigen wie dramatisch die Situation ist. Selbst Museen und Zoos werden mittlerweile überfallen. Daher ist das Kölner Nashorn „Taco“ rund um die Uhr geschützt und überwacht.

11.000 getötete Elefanten

Die Wilderei nimmt zu und dafür gibt es zwei Gründe, die vor allem in Asien liegen. Dort werden die Menschen immer wohlhabender. Um ihren Wohlstand zu zeigen ist es bei der Mittel- und Oberschicht etwa in Vietnam und Thailand in Mode sich mit Elfenbein zu schmücken. Dazu kommt, dass in asiatischen Ländern verbreitet wird, das das geraspelte Horn eines Nashorns gegen Krebs helfe. Sowohl in der Vorbeugung, als auch in der Heilung. Kölns Zoodirektor Theo Pagel stellt richtig, dass man auch seine eigenen Fuß- oder Zehennägel raspeln könne, denn der Stoff aus dem diese und das Nashorn-Horn sei, das Keratin, sei gleich. Niemand wird geheilt wenn er in welcher Form auch immer Teile des Nashorn-Hornes isst, trinkt oder anders aufnimmt.

Der WWF zeigt exakt auf, wie das Horn des Nashorns, die asiatischen Märkte erreicht. Die Täter bräuchten nicht einmal 10 Minuten um ein Horn abzuhacken. Die Hörner kommen meist mit dem LKW aus Südafrika und werden von Maputo aus per Flugzeug oder Schiff nach Bangkok gebracht und von dort nach Vietnam geschmuggelt. In Hanoi sei das Horn, dass dann zu Pulver verarbeitet sei innerhalb von 48 Stunden verkauft. Der WWF und Zoodirektor Pagel sprechen von mafiösen Strukturen. Das Pulver soll, so der Irrglauben der Asiaten, auch gegen Kater nach einer durchzechten Nacht dienen. Das Motiv der Täter ist mit einem Wort benannt: Geld. Der WWF nennt die unglaubliche Summe von acht Milliarden Euro pro Jahr, die die Wilderer erlösen. 2012 wurden 668 Nashörner und 30.000 Elefanten getötet, so der WWF.

Die Ranger-Kampagne

Neben dem „Tag des leeren Geheges“ bittet der WWF auch darum sich an einer Postkartenaktion zu beteiligen. Hier sollen Grüße an die Menschen, die unter Einsatz ihres Lebens, Tag für Tag in Afrika sich für die wildlebenden Tiere, die Ranger, verschickt werden. Wie brisant deren Einsatz ist, zeigen die Ereignisse vom 30.3.2013 als in Südafrika fünf Soldaten getötet wurden. Die International Ranger Federation spricht von 82 getöteten Wildhütern weltweit in 2012. Im Kölner Zoo kann man jetzt Postkarten ausfüllen, die dann an die Ranger weitergeleitet werden und ihnen zeigen sollen, dass man in Köln, Deutschland und Europa ihre Arbeit wertschätzt.

Im Kölner Zoo gibt es konkrete Pläne den Bereich für die Nashörner umzugestalten und auszubauen, weil man mit der Zucht beginnen möchte, die bisher noch nicht geklappt hatte, obwohl „Taco“ schon einmal das Gehege mit einer Nashorndame teilte. „Taco“ ist im Zoo von Hannover geboren und kam Ende der 90er Jahre nach Köln.

Die Tierschutzorganisation PETA wirft den teilnehmenden Zoos vor, den Artenschutz zu blockieren

In einem Schreiben heißt es „Die Tierrechtsorganisation Peta Deutschland begrüßt die Bekämpfung der Wilderei, weist aber zugleich mit Nachdruck darauf hin, dass die Aktivitäten der zoologischen Einrichtungen dem Artenschutz entgegenwirken. Peta sieht die Verwendung von Steuergeldern in den Zuchtprogrammen der Zoos fehlgeleitet. Die Organisation fordert die Einstellung dieser Zuchtprogramme und die Nutzung der freiwerdenden Mittel für verstärkte Artenschutzmaßnahmen in Afrika.“ Peta weist auch daraufhin, dass die Zoos viele Tierarten nicht in den Zoos auf lange Zeit erhalten könnten, da der zur Verfügung stehende Genpool nicht ausreiche. Generell kritisieren die Tierschützer, dass die Tiere in Zoos in viel zu kleinen Gehegen oder Käfigen, ohne Beschäftigungsmöglichkeiten und genügend Auslauffläche gehalten werden und dies nichts mit ihren natürlichen Lebensbedingungen zu tun habe, die die Besucher so auch dort gar nicht kennenlernten.

„Taco“, das Kölner Nashorn verbrachte einen ruhigen Tag in seinem Innengehege.

Autor: Andi Goral
Foto: Das Nashorngehege im Kölner Zoo heute: Abgesperrt wie ein Tatort