Köln | aktualisiert 20.7.2012, 11:15 Uhr | Innerhalb von rund zwei Wochen Anfang Mai wurden im Kölner Zoo neun junge Rosapelikane geboren. Entgegen ihrer ausgewachsenen Artgenossen haben sie noch ein grau-schwarzes Gefieder. Täglich warten nun die Pfleger darauf, dass die jungen Pelikane selbstständig fressen. Dann sollen sie in andere Zoos abgegeben werden. Wer die Rosapelikane also noch bewundern will, muss bald in den Zoo. Aktualisiert: Die Tierrechtsorganisation Peta kritisiert die Praktik des Kölner Zoos, den Rosapelikanen einen Flügel zu stutzen.

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Während die Pfleger die Rosapelikane mit frischem Fisch für die Fotografen anlockten, hielt sich der Nachwuchs heute zunächst zurück. Denn noch fressen die neun grau-schwarzen Pelikane den Fisch nur aus dem Schnabel der Eltern. Bettelnd stoßen sie dazu die erwachsenen Tiere immer wieder an, bis die ein paar Happen hochwürgen und dem Nachwuchs im eigenen Schnabel zum Fraß anbieten. Die Kölner Pfleger warten nun jedoch täglich darauf, dass sich die Pelikane selbst zum Fischfang aufmachen. Wenn es so weit ist, wird ihnen ein Flügel gestutzt, damit sie nicht fliegen können.

Geboren wurden die jungen Pelikane vor rund zwei Monaten. Seit dem 6. Mai 2012 erblickten innerhalb von nur zwei Wochen neun Pelikane im Zoo das Licht der Welt. Derzeit ist ihr Gefieder noch grau-schwarz und ganz weich, sodass es sich fast wie Fell anfühlt. Erst nach etwa einem Jahr bekommen sie die für die Rosapelikane typischen hellen Federn. Gemeinsam mit den älteren Artgenossen leben die jungen Pelikane derzeit auf dem Weiher im Kölner Zoo. Sobald sie eigenständig fressen, sollen sie in andere Zoos abgegeben werden.

Rosapelikane – eine der schwersten flugfähigen Vogelarten

Die Pelikane bilden sieben Arten, die mit Ausnahme der Antarktis eine weltweite Verbreitung aufweisen. Im Zoologischen Garten Köln werden seit vielen Jahren Rosapelikane gehalten, die in Afrika und Europa beheimatet sind. Das älteste Kölner Tier ist mittlerweile mindestens 35 Jahre alt. Rosapelikane gehören mit rund 15 Kilogramm zu den schwersten flugfähigen Vögeln. Die Rosapelikane legen in der Regel nur ein Ei. Die Brutzeit variiert zwischen 29 bis 36 Tagen. Erst mit drei bis vier Jahren werden die Vögel geschlechtsreif. Pro Tag vertilgt ein Rosapelikan zwischen 300 und 600 Gramm Fisch. Der Fisch wird zumeist gemeinsam erbeutet. Die Pelikane schwimmen dazu in einer Reihe durch das Wasser und treiben die Beute in die Enge. Dann wird sie umkreist und mit dem am Unterschnabel befindlichen Kehlsack wie mit einem Kescher gefangen. Besucher können die Tiere im Kölner Zoo beim Fischen beobachten. Daneben erhalten die Pelikane auch von den Pflegern Fisch.

PETA: Zoo „verstümmelt“ Pelikan-Nachwuchs

Die Tierrechtsorganisation PETA kritisiert die Praktik des Kölner Zoos, den Rosapelikanen einen Flügel zu stutzen. Die Organisation fordert einen Paradigmenwechsel  bezüglich der Haltung exotischer Tiere in Gefangenschaft. Anstelle klassischer Tierhaltung fordert PETA, dass  zoologische Einrichtungen künftig nur noch als Auffangstationen für Tiere betrieben werden sollen, die sich in Notlage befinden. „Einem Vogel die Flügel so zu beschneiden, dass er nicht mehr fliegen kann, ist ebenso unmenschlich, wie einem gesunden Menschen grundlos beide Beine zu amputieren“, sagt Diplom-Zoologe Peter Höffken, Kampagnenleiter bei  PETA. „Rosapelikane sind ausgesprochene Flugkünstler, die viele Stunden in der Luft bleiben können und dabei einzelne Flugstrecken von mehreren hundert Kilometer zurücklegen. Jeder Zoobesucher sollte sich darüber im Klaren sein, dass diese Grausamkeit mit seinem Eintrittsgeld unterstützt wird.“

Autor: Cornelia Schlösser
Foto: Noch trägt der junge Pelikan sein grau-schwarzes Gefieder, in rund einem Jahr bekommt auch er die typischen helll-rosa Federn