Leverkusen | Schon in der S-Bahn fallen die Fans des Holi-Festivals of Colours den anderen Fahrgästen durch ihre einheitliche Kleidung auf. Weiße T-Shirts und bequeme Shorts gehören zur Grundausstattung für das neue Farbenspektakel, das nach Berlin und Stuttgart zum ersten Mal im Rheinland Station macht. Binnen von nur drei Stunden waren laut Veranstalter alle Tickets weg, die ausschließlich im Internet verkauft wurden.

„Das ist ein wenig wie bei den Hippies – wild, bunt und laut“, erklärt ein Jugendlicher den neuen Partytrend einem anderen Fahrgast, der staunend das junge Volk betrachtet. Ruhig und friedlich geht es zu den Shuttlebussen, die die Ankömmlinge vom S-Bahnhof in den Neulandpark bringen. Wo bei anderen Großevent Gedränge herrscht, wartet man hier einfach stressfrei auf den nächsten Bus.

Auf dem Festivalgelände angekommen, versorgen sich die Partyfans erst mal mit dem Farbpulver, das im Mittelpunkt der kommenden zehn Stunden stehen wird. Die kleinen Beutel, die es im bunten Fünferpack für zehn Euro gibt, beinhalten eine Mischung aus Maismehl und Lebensmittelfarbe. „Diese ist für die Gesundheit und die Umwelt absolut unbedenklich. Wir haben damit bislang noch nie ein Problem gehabt“, versichert Veranstalter Maxim Derenko. Auch aus der Kleidung verschwinde die Farbe spätestens nach mehrmaligem Waschen.

Die Idee zum Holi-Festival kam einem der jungen Organisatoren bei einer Reise nach Nordindien. Das Fest wird dort gefeiert, um den Frühling zu begrüßen und den Winter zu vertreiben. Durch die Farbe sind die Menschen unabhängig von ihren Kasten für einige Stunden gleich. Auch in Deutschland geht es um Toleranz, Respekt und natürlich vor allem darum, Spaß zu haben. „Ich bin extra aus Koblenz angereist, um dabei zu sein. Das ist mal etwas ganz anderes und die Musik passt auch“, sagt Lukas (18).

Für die Macher ist das Holi-Festival eine Erfolgsgeschichte. Was im vergangenen Jahr mit drei Städten und 25000 Besucher begann, wird jetzt in 13 Städten, darunter unter anderem Essen und Dortmund, fortgesetzt. „Auch in London, Barcelona, Amsterdam und Utrecht gibt es das Festival. In den beiden letzten Städten haben wir sogar noch einige wenige Restkarten“, berichtet Derenko. Insgesamt werden es in diesem Jahr mehr als 100000 Besucher sein, die das Farbspektakel live erleben wollen. „Der Neulandpark in Leverkusen ist einer der schönsten Orte auf unserer Tour“, erklärt Derenko.

Im Neulandpark ist es genau 15 Uhr, als der erste Countdown auf der Bühne herunter gezählt wird und die allgegenwärtigen Techno-Rhythmen für einen Moment verstummen. Eine riesige bunte Farbwolke steigt empor und hüllt das Publikum ein, bevor sie in Richtung Rhein abzieht. „Das war voll genial, schade nur, dass einige Leute es nicht abwarten konnten und schon vorher losgelegt haben. Ich freue mich schon auf den nächsten Countdown“, sagt Anna, die aussieht, als ob sie in einen großen Farbtopf gefallen wäre. Was ehemals blütenweiß war, ist jetzt ziemlich bunt. „Das macht nichts, die Sachen waren eh nicht meine besten“, versichert die 19-Jährige aus Köln. Dabei stehen die Chancen gut, dass das Festival auch im kommenden Jahr wieder in den Neulandpark kommt.

Autor: Stephan Eppinger