Düsseldorf | Alle katholischen Krankenhäusern in Nordrhein-Westfalen verschreiben Vergewaltigungsopfern künftig bei Bedarf die „Pille danach“. NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) teilte am Freitag in Düsseldorf mit, sie habe die Zusage der Kirche, dass alle zuständigen Kliniken den Missbrauchsopfern das Präparat anböten. „Der freie Zugang zu einer ‚Pille danach‘ ist für Frauen nach einer Vergewaltigung auch für die psychische Stabilisierung enorm wichtig.“ Deshalb sei sie erleichtert über die Klarstellung der katholischen Kirche.

Eine junge Frau war im Dezember nach einer mutmaßlichen Vergewaltigung von zwei katholischen Krankenhäusern in Köln abgewiesen worden, weil diese laut Richtlinie keine „Pille danach“ verschreiben durften. Nach heftiger Kritik an der Kirche erklärte der Kölner Kardinal Joachim Meisner, die Verschreibung von zeugungshemmenden Medikamenten an Vergewaltigungsopfer sei mit der kirchlichen Ethik vereinbar. Der Erzbischof machte aber gleichzeitig eine Einschränkung: Der Einsatz von „Pillen danach“, die die Einnistung bereits befruchteter Eizellen verhindern sollen, sei weiterhin nicht hinnehmbar.

Steffens fügte hinzu: „Ich hoffe sehr, dass die in der kommenden Woche tagende Deutsche Bischofskonferenz die Gelegenheit nutzt, sich nach dem Vorbild Nordrhein-Westfalens ebenfalls zu erklären.“ Der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Alexander Schweitzer (SPD) hatte sich bereits am Donnerstag mit den Trägern der katholischen Krankenhäuser im Land darauf geeinigt, dass in den konfessionellen Kliniken des Landes künftig die „Pille danach“ verordnet werden darf.

Autor: dapd