Warschau | aktualisiert | Griechenland kann an der Landgrenze zur Türkei offenbar keine Fingerabdrücke von Asylsuchenden nehmen. Das sagte Frontex-Direktor Fabrice Leggeri der „Welt am Sonntag“. „Es gibt dort keine Hotspots. Somit fehlt bislang die entsprechende Ausrüstung mit Fingerabdruckscannern.“ Die Migranten könnten erst registriert werden, nachdem sie weiter in ein Aufnahmezentrum im Landesinnern gebracht werden. Nach Informationen der „Welt am Sonntag“ ziehen viele der irregulär Eingereisten jedoch unkontrolliert weiter.

Die Registrierung und der Abgleich von Fingerabdrücken bilden eine Grundlage, um später Rücküberstellungen in das laut Dublin-Verordnung jeweils zuständige Land durchführen zu können. Deutschland versucht den Migrationsdruck zu verringern, indem sich die Bundesregierung darauf geeinigt hat, sogenannte Dublin-Fälle schneller in die eigentlich zuständigen Länder zurückzuschicken. Leggeri riet in dem Interview zudem von einer Konzentration auf die deutsch-österreichische Grenze ab und nannte mit Blick auf Sekundärmigration in die Bundesrepublik auch das Nachbarland Tschechien.

„In der Balkanregion hat sich eine Route von Griechenland durch Albanien, Montenegro, Bosnien-Herzegowina nach Kroatien hin entwickelt“, sagte Leggeri. „Weiter von Slowenien zieht es Migranten dann nach Norden, oft über Österreich und auch Tschechien nach Deutschland oder weiter nach Nordeuropa.“ Mancher biege zuvor in Slowenien in Richtung Westen nach Italien ab, weiter nach Frankreich und dann manchmal nach Großbritannien.

Mit Blick auf die heftig kritisierten Retter im Mittelmeer nahm der Frontex-Chef die NGOs in Schutz: „Ich glaube, dass es nicht darum geht, wer da im Mittelmeer rettet, ob es Nichtregierungsorganisationen sind, Frontex oder Schiffe von EU-Staaten“, sagte Leggeri. „Ich mache da keinen Unterschied zwischen der Art der Schiffe.“ Es gehe ihm darum, dass Migranten und Schleuser künftig nicht mehr einkalkulieren sollten, dass die Geretteten automatisch nach Europa gebracht werden: „Ich finde es ganz interessant, dass der EU-Rat klargemacht hat, dass die Ausschiffung auch in nicht europäischen Staaten stattfinden könnte.“

Bayerns Innenminister will Frontex-Mission für Slowenien

Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) fordert den Einsatz von EU-Grenzschützern in Slowenien. „Um die Ströme über den Westbalkan einzudämmen, sollte die Europäische Union die Schengen-Außengrenze zwischen Slowenien und Kroatien mit einer eigenen Frontex-Mission schützen“, sagte Herrmann der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (FAS). Herrmann will so Migranten aufhalten, die über die Tschechische Republik nach Bayern kommen.

„Wir verzeichnen eine Zunahme illegaler Einreisen über die Tschechische Republik“, sagte er, obwohl sich die Zusammenarbeit mit der tschechischen Polizei in den vergangenen zehn Jahren deutlich verbessert habe. Diese Personen starten in Griechenland oder Serbien, das kürzlich die Visumpflicht für Iraner aufgehoben hat. Über die viel diskutierte zentrale Mittelmeerroute kam zuletzt nur noch ein Viertel der Migranten nach Deutschland.

Autor: dts