Bratislava | Laut eines Zeitungsberichts mehren sich die Hinweise, dass die Slowakei an der Entführung des Vietnamesen Trinh Xuan Thanh aus Berlin am 23. Juli 2017 beteiligt gewesen sein könnte – wenn auch womöglich unfreiwillig. Das Land habe einer ranghohen vietnamesischen Delegation ein Regierungsflugzeug zur Verfügung gestellt, mit dem diese nur drei Tage nach der Operation in Berlin von der slowakischen Hauptstadt Bratislava nach Moskau reiste, schreibt die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Montagsausgabe). Von dort ging es vermutlich weiter nach Vietnam.

Bislang waren sich Ermittler unsicher, wie es den Entführern gelang, ihr Opfer dorthin zu bringen. Die Leihgabe des slowakischen Regierungsflugzeugs wirft nun die Frage auf, ob der Entführte Trinh an Bord war. Das slowakische Innenministerium wies am Sonntag als Reaktion auf den Bericht der F.A.Z. eine Beteiligung an der Entführung zurück.

Es schloss aber nicht aus, dass Vietnam die slowakische Gastfreundschaft „missbraucht“ haben könnte. Man sei ernstlich besorgt, dass der Besuch des vietnamesischen Ministers für öffentliche Sicherheit in Bratislava am 26. Juli 2017 unter Umständen für einen anderen Zweck benutzt worden sein könnte als für das anberaumte Arbeitstreffen, hieß es. Sollte sich das bestätigen, sei das ein „Missbrauch“ der slowakischen Gastfreundschaft, der geeignet wäre, die freundschaftlichen Beziehungen zu Vietnam „zu untergraben“.

Offiziell weilte die vietnamesische Delegation in Bratislava, um die Sicherheitszusammenarbeit beider Länder zu vertiefen. An den Gesprächen nahmen Vietnams Minister für öffentliche Sicherheit, To Lam, sowie der damalige slowakische Innenminister Robert Kalinak teil. Doch Ermittlungsakten, über die die F.A.Z. berichtet, zeigen, dass zum gleichen Zeitpunkt auch zwei Hauptverdächtige der Entführung vor Ort waren.

Das geht aus den GPS-Daten ihres gemieteten Wagens hervor.

Autor: dts