Oslo | aktualisiert | Der diesjährige Friedensnobelpreis geht an die Europäische Union. Dies teilte das Nobelpreiskomitee am Freitag in der norwegischen Hauptstadt Oslo mit. Auch in Nordrhein-Westfalen überwiegt die Freude, allerdings gibt es auch kritische Stimmen, vom Aachener Friedenspreis, der die Vergabe „zynisch“ nennt.

16:50 Uhr > Aachener Friedenspreis nennt Nobelpreis für EU zynisch

Das Komitee des Aachener Friedenspreises hat auf die Verleihung des Friedensnobelpreises an die Europäische Union mit Empörung reagiert. Die EU werde für ihre angeblichen Verdienste um Frieden und Menschenrechte geehrt, während sie an ihren Außengrenzen Flüchtlinge in den Tod schicke, sagte die stellvertretende Vereinsvorsitzende Tina Terschmitten am Freitag in Aachen.

„Erst letzten Monat haben wir Borderline Europe mit dem diesjährigen Aachener Friedenspreis ausgezeichnet, eine Organisation, welche die menschenverachtende Flüchtlingspolitik der EU und ihrer Grenzschutzagentur Frontex anprangert.“ Sprecherin Lea Heuser ergänzte: „Die Militarisierung der EU und ihre Abschottung gegenüber Flüchtlingen mit kriegerischen Mitteln ist alles andere als friedlich.“ Der Aachener Friedenspreis lehne die Auszeichnung an die EU auf das Schärfste ab.

16:43 Uhr > Freude in NRW über Friedensnobelpreis an EU – Politiker begrüßen Auszeichnung der Europäischen Union

Die Auszeichnung der Europäischen Union mit dem Friedensnobelpreis ist in Nordrhein-Westfalen durch die Bank positiv aufgenommen worden. „In Zeiten, in denen die Europäische Union heftiger Kritik ausgesetzt ist, bedeutet diese Preisvergabe eine richtige und verdiente Anerkennung“, sagte Europaministerin Angelica Schwall-Düren (SPD) am Freitag in Düsseldorf. Zudem sei der Friedensnobelpreis eine Ermutigung, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Der Preis sei „genau das richtige Signal zum richtigen Zeitpunkt“, sagte Schwall-Düren.
Die CDU lobte die Entscheidungsfindung des Nobelpreiskomitees. Es handele sich um „eine der klügsten Entscheidungen seit Jahren“, sagte der Landesvorsitzende Armin Laschet. Nirgendwo auf der Welt seien jahrhundertealte Feindschaften mit Millionen Toten in eine Friedens- und Freiheitsgemeinschaft verwandelt worden. „Dieses Projekt auszubauen und Europa zu stärken ist, in einer globalisierten Welt gerade auch im deutschen Interesse“, sagte Laschet.
Der FDP-Landesvorsitzende Christian Lindner hob die Auszeichnung insbesondere mit Blick auf die derzeitigen Euro-Krise hervor. Mit dem Friedensnobelpreis werde wieder an die zivilisatorischen Fortschritte durch die europäische Einigung erinnert, während in der Staatsschuldenkrise teilweise „noch nicht überwundene Ressentiments“ in den Vordergrund gerückt seien. Die Europäer würden ermuntert, die gegenwärtigen Herausforderungen „als Geburtswehen eines erneuerten Europas zu verstehen“, sagte Lindner.
Grüner Lobgesang auf europäische Einheit: Auch die Grünen nutzten die Auszeichnung der EU zu einem Lobgesang auf die europäische Einheit. „Die EU ist ein einzigartiges Friedensprojekt und mehr als nur Krise und Moloch“, sagte der europapolitische Sprecher der Grünenfraktion, Stefan Engstfeld. Sie stabilisiere den Kontinent und wirke auch über die Grenzen hinweg für ein friedliches Zusammenleben der Völker. Der Friedensnobelpreis gebe Mut und Antrieb, das „noch unfertige Projekt Europa weiter zu vollenden“, erklärte Engstfeld. „Juhu! Alle EU-Bürger sind Friedensnobelpreisträger! Wir sind Friedensnobelpreisträger.. dürfen uns jetzt alle so bezeichnen.. hoffe ich doch“, so Oliver Bayer, Piraten-Abgeordneter via Twitter.

11.29 Uhr > Begründung zur Wahl

Komitee-Chef Thorbjörn Jagland begründete die Entscheidung damit, dass die EU seit über sechs Jahrzehnten zur friedlichen Entwicklung in Europa beigetragen habe.
Zudem habe die EU daran mitgewirkt, den Frieden und die Versöhnung zwischen West und Ost zu stärken, sagte Jagland weiter. Der Friedensnobelpreis ist in diesem Jahr mit umgerechnet rund 930.000 Euro dotiert und wird traditionell am 10. Dezember in Oslo verliehen. Die EU war in den vergangenen Jahren immer wieder für die Auszeichnung nominiert gewesen.

Autor: dts | Christian Wolf, dapd, dd | Foto: kreatik/fotolia
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