Hongkong | Joshua Wong, Wortführer der Proteste in Hongkong, hält die Gewalt der Demonstranten gegen die Polizei für gerechtfertigt. „Mit rein friedlichem Protest werden wir unser Ziel nicht erreichen“, sagte Wong der „Süddeutschen Zeitung“ (Montagsausgabe).

„Allein mit Gewalt allerdings auch nicht. Wir brauchen beides.“ Das gewaltsame Vorgehen der Polizei stoße auf immer mehr Widerstand in der Hongkonger Bevölkerung. „Erst hat die Polizei nur Demonstranten verhaftet, dann Ersthelfer, Pastoren und nun Zivilisten. Über 4.000 Menschen wurden inzwischen festgenommen. Das stärkt das Verständnis der Bevölkerung für die Proteste.“ Wong hatte bereits 2011 erstmals gegen die Kommunistische Partei aufbegehrt – als damals 14-Jähriger verteilte er Flugblätter gegen „Gehirnwäsche“ im Schulunterricht.

2014 gehörte er zu den Köpfen der „Regenschirmbewegung“. Wegen seines Engagements saß Wong, inzwischen 23 Jahre alt, dreimal im Gefängnis. Während ausländische Politiker Wong als Sprachrohr der Demonstranten sehen, ist seine Rolle in Hongkong selbst nicht unumstritten.

„Ich bin in der Tat nicht Anführer der Bewegung“, sagte Wong. „Meine Verantwortung ist es, die Stimme der Demonstrierenden weltweit hörbar zu machen.“ Er habe „Erfahrung an der Front“, so Wong. „Ich werde aber kein Experte mehr beim Bau von Brandbomben. Jeder sollte einen Beitrag mit dem leisten, was er am besten kann. Ich demonstriere auch. Aber anstatt vier Stunden zu demonstrieren, kann ich auch Artikel und Meinungsbeiträge schreiben. Das hilft wiederum den Demonstranten in der ersten Reihe.“

Autor: dts