Berlin | Nach Einschätzung von Forsa-Chef Manfred Güllner sind die Bundesbürger für die Europawahl nur unzureichend motiviert. „Man muss davon ausgehen, dass die Wahlbeteiligung auch diesmal nicht wesentlich höher ist als 2014, weil Europa nach wie vor kaum politische Konturen hat“, sagte Güllner der „Saarbrücker Zeitung“ (Mittwochsausgabe). Die allermeisten Deutschen wüssten, dass ihnen die EU Vorteile bringe.

„Aber es fehlt ein für alle wichtiges, konkretes Thema, wie das häufiger bei Bundestagswahlen der Fall war“. Zwar habe der Brexit das Interesse am europäischen Geschehen stark gefördert. „Das heißt aber nicht, dass die Menschen deshalb automatisch zur Wahl gehen“, so Güllner.

Es sei auch „kein zündendes Wahlmotiv, gegen etwas zu sein.“ Kritisch sieht der Demoskopie-Experte auch die zeitliche Verknüpfung der Europawahl mit den Kommunalwahlen in zehn von 16 Bundesländern. „Diese Kommunalwahlen sind dort nicht nur für die Bürger, sondern auch für die Parteien wichtiger als die Europawahl“.

Letztlich seien die Parteien durch diese Kopplung „selbst daran schuld, dass die Europawahl entwertet wird“, sagte Güllner. Bei der Europawahl vor fünf Jahren lag die Wahlbeteiligung in Deutschland bei 48,1 Prozent.

Autor: dts