Wahlhelfergeld für den Abiball

Köln | Wahlhelfer sind nicht nur bei der Kommunalwahl am 13. September immer begehrt. Das hat die Jahrgangsstufe 12 des Kölner Irmgardis-Gymnasiums auf eine Idee gebracht. Der Großteil der Stufe wird sich in anderthalb Wochen ehrenamtlich als Wahlhelfer engagieren. Das bringt im Briefwahlzentrum in den Deutzer Messehalle 40 Euro pro Person und erwartet wird, dass etwa 130 der 140 künftigen Abiturienten als Wahlhelfer an Start sein werden.

„Damit finanzieren wir dann unseren Abiball. Das Engagement haben wir als Verpflichtung festgelegt. Wer nicht mitmachen will, braucht eine gute Ausrede oder muss trotzdem zahlen. Aber die meisten von uns sind dabei“, sagt Stufensprecher Jeff Merten (17). „Die Suche nach Wahlhelfern ist schwierig, deshalb engagieren wir uns als Erstwähler und können so interessante Erfahrungen vor Ort sammeln. Es ist spannend einmal einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Inzwischen sind auch andere Stufen und Leute aus dem Bekanntenkreis dabei“, berichtet Stufensprecherin Patrizia Burrenkopf. Von Wahlleiterin Dörte Diemert gibt es Anerkennung für so viel Engagement: „Wir legen bei jeder Kölner Schulklasse, die sich mit 80 Prozent beteiligt, und bei jeder Jahrgangsstufe, die mit 50 Prozent dabei ist, noch einmal pro Kopf 30 Euro drauf.“

Insgesamt 10.000 Wahlhelfer werden bei der Kommunalwahl in Köln benötigt. Bislang sind 8935 am Start. „Sie sind das Rückgrat der Wahl und sie geht nichts. Viele schätzen diese interessante Aufgabe und helfen gleich bei mehreren Wahlen ehrenamtlich mit“, weiß Diemert. 16 Jahre müssen die Wahlhelfer mindestens alt sein. Aktuell fehlen noch 865. Vielleicht kommt jetzt auch noch der eine oder andere Schüler hinzu.

Besonders viele sind dann in den beiden Messehallen in Deutz dabei, die das Briefwahlzentrum bilden. Dort hat man die Zahl der Bezirke und damit die Zahl der Tische zum Auszählen der Stimmen um 152 erhöht. Das bedeutet, dass hier 1250 Wahlhelfer mehr benötigt werden, um die Belastung für den Einzelnen bei einem erhöhen Briefwahlaufkommen nicht zu erhöhen. Insgesamt wird es 431 Tische mit je acht Wahlhelfern geben.

Bislang haben mehr als 201.000 Kölner die Briefwahl beantragt. Das sind knapp ein Viertel aller Wahlberechtigten. Da es noch gut anderthalb Wochen bis zur Wahl sind, wird ein neuer Rekord erwartet. Die bislang höchsten Zahlen hatte man bei den Bundestags- und Landtagswahlen mit insgesamt 240.000 Briefwählern. Diese Zahl wird aller Wahrscheinlichkeit nach in diesem Jahr überschritten. Bei der vergangenen Kommunalwahl gab es gerade einmal rund 140.000 Briefwähler. Bei der letzten Wahl, der Europawahl, waren es rund 180.000. Grund für den Anstieg ist in erste Linie die Corona-Pandemie.

Bislang ist die Wahlleiterin mit den Vorbereitungen zufrieden: „Alles läuft gut und vernünftig. In den Wahlräumen vor Ort haben wir ein ausgefeiltes Hygienekonzept. Dort kann man sicher wählen“, betont Diemert. Einen geringeren Anstieg gibt es bislang bei den Direktwählern, die schon jetzt in den Bezirksrathäusern sowie an zwei weiteren Stellen im Stadtgebiet vor Ort ihre Stimme abgeben können. Bislang haben das rund 4100 Menschen genutzt. Diese Zahl wird den Briefwahlen zugerechnet. Insgesamt gibt es in Köln für den 13. September mehr als 824.000 Wahlberechtigte. „Wegen des großen Andrangs sollte man seinen Antrag auf Briefwahl möglichst frühzeitig stellen“, sagt Diemert. Die Briefzustellung durch die Deutsche Post laufe bislang absolut reibungslos, es gebe keine Beschwerden.

Die große Wahlparty wird am 13. September wegen der Corona-Krise ausfallen. Wer sich trotzdem aktuell informieren möchte, kann das über den Livestream der Stadt ab 18 Uhr tun, dann beginnt die Auszählung der Stimmen. Im Historischen Rathaus wird dazu extra ein Wahlstudio eingerichtet. Der Livestream, soll auf den sozialen Medien zu sehen sein.

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Die Zahlen

Zahlen Insgesamt bewerben sich bei der Kommunalwahl in Köln 1929 Personen auf ein Mandat. 13 davon auf das Amt des Oberbürgermeisters (davon fünf Einzelbewerber). 948 bewerben sich auf einen der 90 Sitze im Stadtrat. Insgesamt gehen hierbei 14 Parteien (SPD, CDU, Grüne, Die Linke, FDP, AfD, FWK, Die Partei, Klima Freunde, Gut, Volt, ÖDP, Wir sind Köln 2020, PdF) ins Rennen. Darüber hinaus steht in den Wahlbezirken 16, 27, 38, 39, 44 jeweils ein Einzelbewerber zur Wahl. Für die insgesamt 171 Sitze der neun Bezirksvertretungen bewerben sich 786 Personen aus insgesamt zwölf Parteien. 182 Bewerber stellen sich als Mitglied des Integrationsrates zur Wahl, in dem 22 Plätze per Direktmandat

Autor: Von Stephan Eppinger
Foto: Wahlhelfer Jeff Merten und Patrizia Burrenkopf mit Wahlleiterin Dörte Diemert (Mitte)