Mit der jungen Partei Volt wächst etwas heran, mit dem sich die Grünen beschäftigen sollten

Köln | Bei der Kommunalwahl sind die Grünen und kleine, junge Parteien wie Volt die klaren Gewinner, während die großen Parteien wie CDU und SPD starke Verluste hinnehmen mussten. Dabei konnten die Grünen von fast allen anderen Parteien Wähler hinzugewinnen und kamen so im Endergebnis auf 28,5 Prozent – ein Plus von fast neun Prozent. Eine Wahlanalyse der Stadt ergibt, dass die meisten Wähler (23.200) von der SPD zu den Grünen abgewandert. Sind. Bei der CDU waren es 12.900, bei der FDP 4800 und bei der Linken 900.

Ihrerseits verloren die Grünen 11.600 Stimmen an die junge Partei Volt, die auf Anhieb fünf Prozent der Stimmen holte. Dabei hat Volt vor allem die Klientel angesprochen, bei denen auch die Grünen punkten können. „Da wächst etwas heran, womit sich die Grünen beschäftigen müssen“, sagen die Experten. Auch andere kleine Parteien wie Klimafreunde (8000 Stimmen), „Die Partei“ (10.200 Stimmen) oder Gut (8000 Stimmen) profitieren von den Grünen.

Insgesamt gesehen verzeichnet die SPD seit 1984 einen stetigen Rückgang bei den Stimmanteilen (minus 24,8 Prozent), während die CDU mit der stärksten Stammwählerschaft noch eher stabil bleibt (minus 16,3 Prozent). Bei den Grünen ist dagegen ein stetiger Zuwachs zu verzeichnen (plus 17,7 Prozent).

Rückgang der Wahlbeteiligung

Was die Wahlbeteiligung angeht, die bei dieser Kommunalwahl bei 51,4 Prozent lag, gibt es seit 1949 einen stetigen Rückgang. Wobei die Wahlbeteiligung bei überregionalen Wahlen größer ist als die bei kommunalen Wahlen der Fall ist. Die höchste Beteiligung war am vergangenen Sonntag in Klettenberg, Sülz und Lindenthal mit etwa 65 Prozent zu verzeichnen. Die wenigsten Wähler haben sich in Chorweiler, Vingst, Finkenberg und Gremberghoven (22,5 Prozent) beteiligt. Insgesamt gesehen, geht die Schere zwischen den Stadtteilen und ihren unterschiedlichen Sozialstrukturen weiter auseinander.

Briefwahlanteil hoch

Der Anteil der Briefwähler war mit 51 Prozent bei der Kommunalwahl sehr hoch. Dabei ging aber die Direktwahl, anders als dies bislang der Fall war, zurück, während die Wahl am Briefkasten deutlich zunehmen konnte. Insgesamt sind 215.225 Briefwahlstimmen eingegangen. Davon waren 10.000 Direktwähler. Diese Analyse ergibt sich, dass die Menschen in Zeiten von Corona einen Bogen um die Wahlurne machen.

Auch bei den Wahlen zu den Bezirksvertretungen hat es Verschiebungen gegeben. Die SPD schaffte nur noch in Kalk die Mehrheit. Die CDU holte diese mit deutlichem Vorsprung in Chorweiler und Porz. Die Mehrheiten in den anderen sechs Bezirksvertretungen gingen an die Grünen.

Die OB-Wahl

Bei der OB-Wahl holte Amtsinhaberin Henriette Reker 45,1 Prozent der Stimmen. Insgesamt wählten sie 187.000 Kölner, das sind 22,8 Prozent der rund 820.000 Wahlberechtigten. Andreas Kossiski (SPD) konnte 26,8 Prozent der abgegebenen Stimmen für sich holen. Das waren 111.000 Kölner – 13,6 Prozent der Wahlberechtigten in der Domstadt.

Autor: Von Stephan Eppinger