Berlin | In der Regierungsstudie zu Rechtsextremismus in Ostdeutschland sind den Autoren handwerkliche Fehler unterlaufen. „Es war zweifellos ein Fehler, dass wir im Namensverzeichnis nicht mit Sternchen noch einmal gekennzeichnet haben, welche Interviewpartner anonymisiert wurden“, sagte einer der Autoren dem „Tagesspiegel“ (Mittwochsausgabe). Er wies aber darauf hin, dass „durch die einfache Bezeichnung von Herrn … und Frau … es ja auch offensichtlich ist, dass hier anonymisiert wurde“.

Der Mitautor erklärte im Namen des gesamten Autorenteams: „Dieses formale Defizit ist aber, wie gesagt, ein Fehler, den wir bei einer überarbeiteten und ergänzten Buchpublikation auch beheben werden.“ Problem ist offenbar vor allem die Zitierweise bei einigen der Experten sowie bei anderen Akteuren aus Politik und Zivilgesellschaft, die für die Studie interviewt wurden. Besonders in den Fokus genommen hatten die Autoren die sächsischen Kleinstädte Freital und Heidenau in der Nähe von Dresden, wo es 2015 besonders heftige fremdenfeindliche Krawalle gegeben hatte, sowie den Erfurter Plattenbau-Stadtteil Herrenberg.

Insgesamt waren für die Studie 40 Einzelinterviews geführt worden. Auftraggeberin der Studie war die Ostbeauftragte der Bundesregierung, die SPD-Politikerin Iris Gleicke. Sie hatte die 232-seitige Studie vergangene Woche in Berlin vorgestellt.

Ostbeauftragte weist Kritik an Rechtsextremismus-Studie zurück

Das Bundeswirtschaftsministerium hat die Kritik an der umstrittenen Studie zum Rechtsextremismus in Ostdeutschland zurückgewiesen. „Iris Gleicke sieht keine Veranlassung, an Inhalt und Methodik der Studie zu zweifeln“, sagte ein Sprecher der Ostbeauftragten der „Mitteldeutschen Zeitung“ (Mittwochsausgabe). Das von ihr nach einer öffentlichen Ausschreibung betraute Göttinger Institut für Demokratieforschung sei „renommiert“ und genieße „einen hervorragenden Ruf“.

Die Gefahr, die vom Rechtsextremismus in Ostdeutschland ausgehe, sei „im Übrigen völlig unbestreitbar und werde nur noch von Ignoranten geleugnet“. Die Forscher hatten eine besondere Anfälligkeit der Ostdeutschen für rechtsextremistisches Gedankengut festgestellt, waren zuletzt aber wegen ihrer Methodik und zweifelhafter Nachweise von Gesprächen in die Kritik geraten.

Autor: Andi Goral