Berlin/Köln | Wie geht es weiter mit den Impfungen nach der Ankündigung von Lieferverkürzungen. Die Debatte hält an. Bundesgesundheitsminister Spahn will über Priorisierungen beim Astrazeneca-Impfstoff erst nach dessen Zulassung entscheiden und die Ständige Impfkommission warnt vor einer Strategieänderung. Politiker von CDU und FDP fordern einen Impfminister. Die Lage am Morgen.

Spahn: Priorisierung bei Astrazeneca-Impfstoff erst nach Zulassung

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will sich an Spekulationen über eine möglicherweise geringere Wirksamkeit des Astrazeneca-Impfstoffs bei Senioren nicht beteiligen. Es sei immer klar gewesen, dass es bei Älteren weniger Daten gebe, sagte der CDU-Politiker am Dienstag im ZDF-Morgenmagazin. Mehr sei aktuell nicht bekannt.

„Den Rest werden jetzt die Zulassungsbehörden auswerten.“ Man werde dann „auf Basis der wissenschaftlichen Erkenntnisse“ nächste Woche entscheiden, welche Altersgruppen nach der Zulassungsentscheidung zuerst mit dem Astrazeneca-Impfstoff geimpft werden, so Spahn. Zuvor hatte es Berichte gegeben, dass der Impfstoff des schwedisch-britischen Herstellers von der EU-Arzneimittelbehörde EMA am Freitag möglicherweise nur eine Zulassung für Unter-65-Jährige erhält.

Grund sei die niedrige Wirksamkeit für diese Altersgruppe. Das Pharmaunternehmen dementierte die Berichte.

Stiko-Chef: Impfstrategie trotz Lieferkürzungen nicht ändern

Der Chef der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, bedauert die Lieferkürzungen von Biontech und Astrazeneca für die EU: „Das ist schlecht, weil wir unsere Impfziele später erreichen. Es geht ja wohl weniger um Kürzungen, sondern eher um Produktionsausfälle“, sagte Mertens der „Rheinischen Post“ (Dienstag). Der Stiko-Chef warnte aber davor, nun die Impfstrategie zu verändern: „Im Gegenteil, wir müssen so rasch wie möglich die Menschen mit Risiko für schwere Erkrankung, Hospitalisierung und Tod durchimpfen.“

Zugleich riet er zu Besonnenheit: „Es ist eine große Herausforderung, so viel Impfstoff nach gerade erfolgter Entwicklung und Zulassung herzustellen. Es gibt einen weltweit enormen Bedarf, Produktionsausfälle können bei solchen Produkten immer auftreten.“

Politiker von Union und FDP fordern Impfminister

Wegen der andauernden Pannenserie bei Impfen und der Impfstoffzulassung, verlangen Politiker von Union und FDP einen Impfminister für Deutschland. Der „Bild“ (Dienstagausgabe) sagte der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Michael Theurer: „Die Kanzlerin muss das Thema Impfen zur Chefsache machen und zum Beispiel wie in der Flüchtlingskrise den Chef des Bundeskanzleramts mit dem Krisenmanagement betrauen. In diesem Fall wäre Herr Braun dann Impfminister. Denkbar wäre aber auch ein anderer geeigneter Kandidat.“

Der CDU-Generalsekretär von Sachsen-Anhalt, Sven Schulze, machte sich ebenfalls für einen Impfminister im Bundeskabinett stark. Zu „Bild“ sagte Schulze: „Wir brauchen zur strafferen Organisation des deutschen Impfwesens einen anerkannten, parteipolitisch unabhängigen, Koordinator mit Sitz im Bundeskabinett, der die Federführung für die Beschaffung und Abgabe der Impfdosen wahrnimmt.“

Autor: dts, red