Berlin | aktualisiert | Das Meinungsforschungsinstitut Infratest sieht nun auch erstmals die AfD als zweitstärkste Partei. Die Union würde hingegen ihren bisher schlechtesten Wert seit Start der Umfragereihe „Deutschlandtrend“ im November 1997 erreichen. Die Union käme in der aktuellen Sonntagsfrage auf 28 Prozent, die SPD auf 17 Prozent der Wählerstimmen.

Für die AfD würden sich 18 Prozent der Befragten entscheiden. Die FDP würden 9 Prozent der Bürger wählen, die Linke 10 Prozent und die Grünen 15 Prozent. Insgesamt würde die Regierungskoalition aus Union und SPD 45 Prozent der Stimmen erhalten.

Im Vergleich zum „Deutschlandtrend“ vom 6. September 2018 gewinnt die AfD zwei Prozentpunkte, FDP und Grüne gewinnen jeweils einen Prozentpunkt. Union und SPD verlieren jeweils einen Prozentpunkt. Die Stimmanteile für die Linke bleiben unverändert. Befragt wurden vom 17. bis 19. September im Auftrag des ARD-Morgenmagazins 1.035 Wahlberechtigte.

Grüne und FDP: AfD-Umfrageerfolg wegen GroKo-Streit

Grüne und FDP führen den jüngsten Umfrage-Erfolg der AfD auf die andauernden Streitigkeiten innerhalb der Großen Koalition zurück. „Die GroKo stellt es derzeit maximal beknackt an“, sagte der Vize-Chef der Grünen-Bundestagsfraktion, Konstantin von Notz, dem „Handelsblatt“ (Samstagausgabe). „CDU, CSU und SPD sind in einem hoffnungslosen Stellungskrieg verkeilt.“

Damit entstehe der Eindruck, niemand traue niemandem und alle seien nur auf ihren kurzfristigen Vorteil bedacht. „Das ist verheerend für alle Beteiligten“, betonte der Grünen-Politiker. „Wer so in einer Koalition unterwegs ist, hätte gar nicht erst reingehen dürfen.“

Dass davon auch noch eine „sich immer weiter rechtsextremisierende AfD profitieren kann, ist tragisch und geschichtsvergessen“, fügte von Notz hinzu. „Die Partei verbreitet primitivste Erklärungsmodelle und groteske Verschwörungstheorien, sie bietet gleichzeitig keine einzige belastbare Lösung für auch nur ein Problem in Deutschland und Europa an.“ Im aktuellen „Deutschlandtrend“ von Infratest für das ARD-Morgenmagazin liegt die AfD erstmals auf Platz zwei unter den deutschen Parteien.

Die FDP reagierte entsetzt auf das Erstarken der AfD. „Es ist frustrierend, dass es den anderen Fraktionen im Deutschen Bundestag bisher nicht gelungen ist, diesen Trend aufzuhalten“, sagte der Innenexperte der Liberalen im Bundestag, Konstantin Kuhle, dem „Handelsblatt“. Offenbar könnten weder die „ritualisierte Empörung“ eines Martin Schulz noch eine Auseinandersetzung in der Sache etwas ausrichten. „Es ist an der Zeit, dass man sich die Agenda nicht mehr von der AfD bestimmen lässt.“

Der FDP-Fraktionsvize Michael Theurer warf der Koalition Selbstbeschäftigung vor, statt Probleme zu lösen. „Dieses Versagen ist staatsgefährdend“, sagte Theurer dem „Handelsblatt“. Er forderte die Bundesregierung auf, „dieses unwürdige Gezerre unverzüglich einzustellen“.

INSA: GroKo verliert nach Maaßen-Einigung weiter an Zustimmung

Union und SPD haben nach dem Streit um Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen und dem diese Woche gefundenen Kompromiss in der von INSA gemessenen Zustimmung bei den Wählern eingebüßt. Das berichtet das Nachrichtenmagazin Focus. Bei der sogenannten Sonntagsfrage kommen CDU/CSU nur noch auf 27,5 Prozent.

Das ist ein Prozentpunkt weniger als zu Wochenbeginn. Die SPD verliert 0,5 Punkte auf 16,5 Prozent, schreibt Focus weiter. Dagegen können die Oppositionsparteien zulegen.

Die FDP steigt um einen Punkt auf zehn Prozent. Die Linkspartei legt 0,5 Punkte auf elf Prozent zu und die Grünen steigen um 1,5 Punkte auf 14,5 Prozent. INSA befragte am Mittwoch insgesamt 1.040 Wahlberechtigte.

47 Prozent wollen Neuwahlen

Fast die Hälfte der Deutschen befürwortet Neuwahlen auf Bundesebene. Das zeigt eine Umfrage von INSA für „Bild“. Demnach sprachen sich 47 Prozent der Befragten für Neuwahlen aus, allerdings ist auch fast jeder Dritte (29 Prozent) dagegen.

Dass Angela Merkel nach Neuwahlen wieder Bundeskanzlerin wird, erwartet nur jeder dritte Befragte (32 Prozent). Jeder Vierte (24 Prozent) wünscht Merkels Wiederwahl. Jeder Zweite (48 Prozent) geht nicht davon aus, dass Merkel es noch einmal schafft – und 56 Prozent wünschen sich ihr Ausscheiden aus dem Amt.

45 Prozent der Befragten glauben, dass nach Neuwahlen eine andere Koalition als die GroKo regieren wird. Dass die AfD in der Lage ist, eine regierungsfähige Koalition auf Bundesebene einzugehen, glaubt nur jeder Fünfte (20 Prozent).

Autor: dts