Berlin | aktualisiert | Eigentlich wollten sich CDU, CSU, FDP und Grüne in der Nacht auf Freitag über die Aufnahme von Koalitionsgesprächen einigen – am frühen Morgen wurde die Sondierung doch noch einmal verlängert. Und das vermutlich um mehrere Tage. Ab 12 Uhr solle am Freitagmittag zunächst weiterverhandelt werden, wurde um kurz nach 4 Uhr mitgeteilt.

Es gebe noch unterschiedliche Positionen in der Einwanderungs- und Finanzpolitik, sagte FDP-Chef Christian Lindner. Über diese solle „in den nächsten Tagen“ noch gesprochen werden. „Wir haben Zeit“, ergänzte Lindner.

Auch Unionsfraktionschef Volker Kauder sagte, er gehe davon aus, dass die Sondierungen das ganze Wochenende über weitergehen. Die Delegationen mussten über Stunden die Zeit totschlagen, während in kleinster Runde verhandelt wurde. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) bezeichnete die Stimmung währenddessen als gut und posierte in der Nacht für ein Selfie mit einem lachenden Winfried Kretschmann.

Umfrage: Mehrheit bei Scheitern von „Jamaika“ für Neuwahlen

Eine deutliche Mehrheit der Deutschen ist laut einer Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen für Neuwahlen, falls die Verhandlungen zur Bildung einer Jamaika-Koalition scheitern sollten. Im sogenannten ZDF-„Politbarometer“ sprachen sich 68 Prozent – darunter Mehrheiten in allen Parteianhängerlagern – für Neuwahlen aus, 29 Prozent sind dagegen. Die langwierigen Sondierungen haben die vormals sehr deutliche Unterstützung für eine Koalition aus Union, FDP und Grünen geringer werden lassen: Nur noch 50 Prozent (- sieben Prozent) fänden es gut, wenn es zu einer solchen Regierung käme, 31 Prozent (+ sechs Prozent) fänden das schlecht, und 16 Prozent (+ zwei Prozent) wäre es egal.

Bei der Sonntagsfrage kommt die CDU/CSU unverändert auf 33 Prozent und die SPD weiterhin auf 21 Prozent. Die AfD erreicht elf Prozent (- ein Prozent), die FDP zehn Prozent (unverändert), die Linke neun Prozent (unverändert) und die Grünen kommen auf zwölf Prozent (+ ein Prozent). Die anderen Parteien liegen zusammen unverändert bei vier Prozent.

Für den „Politbarometer“ wurden vom 14. bis 16. November 2017 insgesamt 1.303 zufällig ausgewählte Wahlberechtigte telefonisch befragt. Die Auswahl der Befragten sei „repräsentativ“ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland, teilte das Institut mit.

Autor: dts