Berlin | Klima-Ökonom Ottmar Edenhofer hält die Debatte über einen Kohleausstieg für überflüssig. Wenn es einen Mindestpreis für CO2 gäbe, bräuchten sich Grüne, Union und FDP „nicht mehr über einen Kohleausstieg zu streiten, der Markt würde die Aufgabe kosteneffizient erledigen“, sagte der Chefökonomen des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) dem „Handelsblatt“ (Donnerstag).

Auf die Frage, ob man sich nicht auf ein bestimmtes Datum für den Kohleausstieg verständigen und wie von den Grünen gefordert besondere klimaschädliche Kohlekraftwerke sofort stilllegen müsse, sagte Edenhofer: „Nein. Der Ausstieg kommt ganz von allein, wenn andere Technologien im Vergleich zur Kohle preiswerter werden. Es muss allerdings auch bei den Jamaika-Verhandlungen klar sein, dass es ohne einen Kohleausstieg nicht geht – ob nun mit oder ohne festes Datum“, sagte Edenhofer. Dieser zählt zu den prominentesten Verfechtern eines Mindestpreises für CO2.

„Ich finde es bemerkenswert, dass 101 Staaten weltweit so etwas wie eine CO2-Bepreisung in ihre freiwilligen Selbstverpflichtungen einspeisen wollen. Daraus ließe sich etwas machen“, sagte Edenhofer mit Blick auf die am Montag beginnende Weltklimakonferenz in Bonn. Nach Überzeugung des Ökonomen bietet der Handel mit CO2-Zertifikaten eine gute Basis: „Für mich wäre ein ambitionierter Mindestpreis im europäischen Emissionshandel der beste Weg. Wenn der sich nicht umsetzen lässt, dann werden ordnungsrechtliche Schritte unvermeidbar, weil Deutschland seine Klimaziele sonst nicht erreichen kann“, sage er.

„Ohne einen CO2-Preis lassen sich die Klimaziele nicht umsetzen“, so Edenhofer. Deutschland könne in dieser Frage voran gehen, empfahl er: „Wir brauchen da nicht immer auf ganz Europa zu warten. Es würde in einem ersten Schritt ausreichen, gemeinsam mit einigen Ländern – etwa mit Frankreich, Schweden und den Niederlanden – einen Mindestpreis zu vereinbaren. Wenn ausreichend viele Länder mitmachen, würden andere mitziehen, da bin ich mir sicher.“

Autor: dts