Berlin | Wer für die Union als Kanzlerkandidat antritt, ist auch am Sonntagmorgen weiter unklar. Die von Armin Laschet (CDU) und Markus Söder (CSU) selbst gesteckte Frist läuft am Abend ab. Als schlechte Nachricht für Laschet darf eine neue Äußerung des Chefs des Hamburger CDU-Landesverbands, Christoph Ploß, gewertet werden.

Der drohte am Sonntag in der „Rheinischen Post“, dass über die Kanzlerkandidatur „nur die Bundestagsfraktion als einziges gemeinsames Gremium von CDU und CSU entscheiden“ könne. Bislang hatte sich Ploß eher verhalten geäußert. Bei der geforderten Abstimmung in der Fraktion allerdings kann Söder auf eine deutliche Mehrheit hoffen.

Laut Zählung der dts Nachrichtenagentur gibt es mittlerweile für 123 Unionsabgeordnete entweder klare oder weniger klare Äußerungen, die auf eine Unterstützung Söders hindeuten. Darunter sind alle 45 CSU-Abgeordneten, aber auch 78 CDU-Mandatsträger. Nur für 64 Unionsabgeordnete, allesamt von der CDU, lässt sich aus öffentlichen Äußerungen eine Unterstützung von Armin Laschet herauslesen.

16 CDU-Abgeordnete haben öffentlich erklärt, sich nicht äußern zu wollen, von 42 Parlamentariern ist auch auf konkrete Nachfrage gar nichts zu hören. Gut möglich also, dass es spätestens am Dienstag in der Fraktion zu einer Entscheidung kommt. Sollte das wider Erwarten nicht passieren, will sich die Hamburger CDU bei der K-Frage positionieren, sagte Ploß.

CDU-Vorstandsmitglied Christian Baldauf brachte unterdessen eine Einbeziehung der Kreisvorsitzenden in die Entscheidung ins Spiel. Sofern die Kanzlerfrage nicht umgehend gelöst werde, brauche es „kurzfristig eine digitale deutschlandweite Kreisvorsitzendenkonferenz“, sagte Baldauf dem „Spiegel“. Auch da dürfte das Ergebnis – glaubt man den Umfragen unter Unions-Anhängern – wohl klar zugunsten Söders ausfallen. Der weiß, dass die Zeit für ihn spielt.

Junge Union will sich am Sonntagabend zu K-Frage positionieren

Die Landesvorsitzenden der Jungen Union wollen sich am Sonntagabend um 20 Uhr in einer Videokonferenzen zusammenschalten, um sich im Machtkampf der Union um die Kanzlerkandidatur zu positionieren. Das berichtet das „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ am Sonntagmorgen. Es wird damit gerechnet, dass sich die Vertreter der Nachwuchsorganisation von CDU und CSU mehrheitlich für den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) aussprechen.

Schon in den letzten Tagen hatte es Berichte gegeben, dass die Mehrzahl der JU-Landesverbände eigentlich längst entsprechende Meldungen herausgeben wollten. Davon wurden sie laut Medienberichten von JU-Chef Kuban nur mit dem Versprechen abgehalten, dass eine gemeinsame Positionierung der Jungen Union erfolge, wenn sich Söder und Laschet nicht untereinander bis zum Wochenende einigen.

Autor: dts
Foto: Eine Collage mit Fotos aus Pressekonferenzen von Armin Laschet am 12. April und Markus Söder am 21.3.2021.