Berlin | Die Grünen sollen sich vom traditionellen Flügelproporz an der Parteispitze verabschieden, fordert Rezzo Schlauch, ehemals Vorsitzender der grünen Bundestagsfraktion. Solche starren Strukturen seien „nicht geeignet, die besten Köpfe in Führungspositionen zu befördern“, schreibt Schlauch in einem Gastbeitrag für die „Süddeutsche Zeitung“ (Mittwochsausgabe). „Im Zeitalter der omnipräsenten Medien und der damit einhergehenden Personalisierung“ verhinderten sie, „dass die optimale Kampfkraft auf die Bretter der politischen Bühne gebracht wird“.

Das habe sich im Bundestagswahlkampf 2017 gezeigt, wo die Grünen anfangs „mit einem unabgestimmten und teilweise gegeneinander laufenden Führungsquartett aus Partei und Fraktion orientierungslos durch die politische Landschaft stolperten“, schreibt Schlauch. Auch habe „die völlig verunglückte Reaktion“ der Parteilinken Simone Peter nach der Gewalt in der Kölner Silvesternacht „Cem Özdemir und andere führende Repräsentanten wochenlang und noch bis in den Wahlkampf hinein mit Ab- und Aufräumarbeiten intensiv in Beschlag genommen“. Auch die „kategorische Trennung von Parteivorsitz und Ministeramt in Bund und Land“ hält Schlauch für überholt.

Festhalten möchte er allerdings an der mit einer Frau und einem Mann besetzten Doppelspitze; die Grünen hätten hier eine in Politik und Gesellschaft wichtige Vorreiterrolle eingenommen. Ginge es aber um die Wahl eines Bürgermeisters oder Ministerpräsidenten, sollte es nur eine Kandidatin oder einen Kandidaten geben.

Autor: dts