Rostock-Warnemünde  | Nach dem Behördenversagen bei den Ermittlungen zur rechtsextremen Terrorzelle NSU soll der Verfassungsschutz zum Jahreswechsel grundlegend reformiert werden. Künftig sollen die Behörden aus Bund und Ländern nach klaren Regelungen zum Informationsaustausch verpflichtet werden, wie Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) am Freitag zum Abschluss der Innenministerkonferenz in Rostock-Warnemünde sagte. Die Zentralfunktion des Bundesverfassungsschutzes wird verstärkt und eine gemeinsame Datei eingerichtet, in der alle V-Leute verzeichnet werden sollen.

Zudem sollen künftig einheitliche „Qualitätskriterien“ bei der Anwerbung und Führung von V-Leuten gelten. Zum Beispiel dürften dann keine Straftäter oder Personen in Führungsebenen extremistischer Organisationen als Informanten eingesetzt werden, sagte Friedrich. Die Regelungen sollen bereits zum 31. Dezember in Kraft treten. Angestrebt wird eine Gesetzesänderung.
Gegenseitige Informationspflicht der Behörden
Die Länder akzeptierten schließlich auch die umstrittene Zentralstellenfunktion des Bundes, wie der niedersächsische Ressortchef Uwe Schünemann (CDU) bestätigte. Die gewonnenen Informationen müssten aber zwingend auch in die Länder „gespiegelt“ werden, betonte er.
In der zentralen V-Leute-Datei sollen zwar alle Informanten geführt werden, „aber nicht mit Klarnamen“, wie Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier (CDU) sagte. Nicht beantworten wollte Caffier die Frage, ob auch die zuständigen Ansprechpartner aus den Behörden in der Liste verzeichnet werden sollen.
Qualitätskriterien für V-Leute
Für den nordrhein-westfälischen Innenminister Ralf Jäger (SPD) sind insbesondere die neuen Regelungen für die Anwerbung, Steuerung und Führung der V-Leute wichtig, um nach den Ermittlungspannen in der NSU-Affäre wieder Vertrauen in den Verfassungsschutz zurückzugewinnen. Künftig werde auch die Arbeit der bereits angeworbenen V-Leute genau auf Verhältnismäßigkeit überprüft, kündigte er an. Der SPD-Politiker fügte hinzu: „Qualitätskriterien für V-Leute, das ist noch nie da gewesen.“
Auf der Innenministerkonferenz stellte auch die Bund-Länder-Kommission ihren Zwischenbericht über die Ermittlungen nach der Mordserie der rechtsextremen Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) vor. Die Terroristen agierten mehr als 13 Jahre lang unerkannt von den Sicherheitsbehörden in ganz Deutschland. Sie sollen zehn Menschen ermordet haben. In dem Papier wurden verschiedene Vorschläge für den Umbau der verantwortlichen Behörden skizziert. Ein Abschlussbericht soll zur Innenministerkonferenz im Frühjahr nächsten Jahres vorliegen.

Autor: Katrin Schüler, dapd