Köln | Die Verwaltung der Stadt Köln, mit ihr an der Spitze die Oberbürgermeisterin Henriette Reker, und die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) sind sich einig, wenn es um die Ost-West-Achse geht. Gemeint ist die Tunnellösung zwischen Heumarkt und Aachener Straße für die Linien der 1,7 und 9 der KVB. 760 Millionen Euro veranschlagt man aktuell für die Lösung. Ab sofort beginnt, nach dem Bürgerdialog, die Diskussion in den politischen Gremien der Stadt. Im Dezember soll der Rat der Stadt Köln dann endgültig das Projekt abnicken. Verkehrsdezernentin Blome und Reker geben sich sicher, dass das Projekt von Bund und Land gefördert wird und mühen große Worte wie „Leuchtturm“ oder „Aorta“. Den Fahrgästen soll die neue Verbindung fünf Minuten Fahrzeit sparen und oberirdisch will man eine neue Aufenthaltsqualität schaffen. Der motorisierte Individualverkehr soll zurückgedrängt werden.

Mit 70 km/h zwischen Heumarkt und Neumarkt?

Reker spricht von einer großen Chance, großer Verantwortung und davon, dass dieses Projekt allen Kölnerinnen und Kölnern zu Gute kommen soll. Stadt und KVB zeigen sich fokussiert auf die Ost-West-Achse und deren Ausbau. Dabei entsteht dadurch zunächst keine neue Bahnlinie, sondern bestehende werden lediglich ertüchtigt. Dies soll in zwei Schritten erfolgen. Zunächst sollen alle Bahnsteige zwischen Köln-Weiden und Bensberg auf 80 Meter Länge ausgebaut werden. Dann können dort die bestellten Langzüge fahren. Die sind in der Lage statt 380 dann 550 Personen aufzunehmen. Diese Langzüge sollen später durch die Tunnel rauschen, am Neumarkt will man unterirdisch vier Bahnsteige parallel anlegen. Wer mit der Linie 1 oder 7 fährt soll dann durch die Tunnellösung fünf Minuten Fahrzeit einsparen. Dies gelinge dadurch, dass die Bahnen statt wie bisher zwischen Heumarkt und Neumarkt mit 30 km/h, dann mit 70 km/h fahren können. Aber bringt das so viel auf den wenigen hundert Metern zwischen Heumarkt, Neumarkt und Rudolfplatz? Und wie viele Fahrgäste fahren zwischen Porz-Zündorf und Köln-Weiden eigentlich die gesamte Strecke?

Fertigstellung in weiter Ferne

Im Jahr 2022 sollen die ersten beiden Langzüge über Kölner Gleise rollen, im Testbetrieb, wie der scheidende KVB-Chef Fenske erklärte. Ab dann will man auch die Bahnsteigverlängerungen baureif haben, also mit dem Bau beginnen können. In der zweiten Hälfte der 20er Jahre dieses Jahrhunderts sollen die Langzüge dann rollen, aber oberirdisch. Wann der Tunnel fertig ist, hängt von extrem vielen Faktoren ab: Bodendenkmalpflege, Ausschreibungen in unterschiedlichen Behörden und so weiter. Die Tunnellösung wird frühestens irgendwann in den 30er Jahren zur Verfügung stehen. Dann sollen auch Stadtteile wie Neubrück angebunden werden.

Grüne und SPD scheitern mit ihrer Variante

Die Grünen scheitern mit der von ihnen vorgeschlagenen Lösung den Autoverkehr zwischen Heumarkt und Rudolfplatz zu unterbrechen und nicht mehr durchgängig anzubieten. Klaus Harzendorf von der Stadt zeigte auf, dass sich die Verkehre auf stark belastete Strecken verlagern würden und argumentierte, dass dann die Idee einer Fahrradspur auf den Ringen illusorisch wäre. Es wird also weiter Autoverkehr auf der Ost-West-Achse geben. Reker will diesen zugunsten von Fußgängern und Radfahrern zurückdrängen. Auch die SPD scheiterte mir ihrer Idee eines Tunnels unter dem Rhein und einer oberirdischen und unterirdischen Variante. Die Begründung der Verwaltung ist, diese Variante ist nicht förderfähig.

Haarscharf die Förderfähigkeit erreicht

Die Variante der KVB und der Stadt schafft die Punktlandung auf dem Förderindex. Eine Maßnahme die den ÖPNV voranbringt muss volkswirtschaftlichen Nutzen bringen. Daher werden viele Parameter berücksichtigt, die in eine Berechnung einfließen, die einen Wert ermittelt. Liegt dieser bei 1,0 oder darüber kann die Maßnahme von Bund und Land gefördert werden. In der jetzt dem Rat vorgelegten Fassung erreicht das Projekt Ost-West-Achse exakt die 1,0. Daher erhoffen sich die Macher, dass 90 Prozent der Kosten gefördert werden. Davon würde der Bund 60 Prozent und das Land 30 Prozent übernehmen. Das Projekt, so Blome, sei beim Bund bereits angemeldet.

Jetzt geht die Vorlage der Verwaltung in die städtischen Gremien, wird in den Fachausschüssen und den Bezirksvertretungen beraten, bevor der Rat am 18. Dezember abstimmen soll.

Autor: Andi Goral