Köln | „Leistungszentrum im Kölner Westen“ nennt Bezirksbürgermeisterin Helga Blömer-Frerker den Stadtbezirk Lindenthal. Laut dem Amt für Statistik der Stadt Köln entstanden 2011 allein in Lindenthal 25 Prozent aller neuen Wohnungen im Stadtgebiet Köln. Forderungen und Anfragen der Bezirksvertretung an die Stadt stoßen jedoch laut Blömer-Frerker häufig auf Desinteresse. Dabei seien Investitionen in Lindenthal dringen nötig. Die Schulen und Straßen seien überlastet, der öffentliche Personennahverkehr müsse ausgebaut werden.

„Lindenthal leistet viel für Köln.“, erklärte Helga Blömer-Frerker. Aber dies werde nur selten wahrgenommen. Ebenso wenig wahrgenommen werden scheinbar die Anfragen der Bezirksvertretung an die Verwaltung der Stadt Köln. „Der gemeinsame Beschluss aller Fraktionen mithilfe eines privaten Investors eine Kita in der Beethovenstraße zu realisieren, wurde von der Verwaltung einfach nicht beantwortet. Dabei liegt der Antrag seit Monaten vor.“, so Blömer-Frerker. Den Rechtsanspruch auf einen Platz in einer Kindertagesstätte für jedes Kind, der ab 2013 in Kraft tritt, werde die Stadt Köln nicht gewährleisten können.

Fragen zur Verlegung des Großmarkts blieben unbeantwortet

Ebenso wenig habe die Verwaltung die Fragen der Bezirksvertretung zur Verlegung des Großmarkts von Raderberg nach Marsdorf, die für 2020 geplant ist, beantwortet. „Der Bezirksvertretung Lindenthal wurde es so unmöglich gemacht, die Beschlussvorlage qualifiziert zu beraten und eine sachgerechte Entscheidung zu treffen.“, erklärte Blömer-Frerker in einem offenen Brief an den Oberbürgermeister. Die Bezirksbürgermeisterin hat den Eindruck, dass die Stadt die Fragen gar nicht beantworten kann. Auch auf der morgigen Ratssitzung soll das Thema nicht zur Sprache kommen.

Die Bezirksvertretung befürchtet für den Fall einer Verlegung des Großmarkts nach Marsdorf eine Verschlechterung der für sie ohnehin schon problematischen Verkehrssituation in Lindenthal. Der Dürener und der Gleueler Straße, die quer durch den Stadtbezirk verlaufen und die Hauptverbindung nach Marsdorf darstellen, drohe eine Überlastung, so Roland Schüler, stellvertretender Bezirksbürgermeister Lindenthals. Zudem stehe die Verlagerung im Kontrast zum Konzept der Stadtbelüftung. „Die derzeit noch landwirtschaftlich genutzten Freiflächen in Marsdorf sind wichtig für das Stadtklima.“, so Blömer-Frerker.

Menschen im Neubaugebiet Widdersdorf-Süd benötigen Stadtbahnanschluss

Der Verkehr ist generell ein großes Thema in Lindenthal. Durch die wachsende Einwohnerzahl in Köln steigt auch das Verkehrsaufkommen. Linksrheinisch sieht Blömer-Frerker eine Überlastung der Einfallstraßen. Daher fordert sie einen Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs. „Vor allem für die Menschen im Neubaugebiet Widdersdorf-Süd ist ein Anschluss an die Stadtbahn dringend nötig“, so die Bezirksbürgermeisterin. Zu diesem Zweck wurde eigens eine geeignete Trasse freigehalten. In Widdersdorf entstanden laut dem Amt für Statistik der Stadt Köln allein im Jahr 2011 rund 200 neue Wohnungen.

Auch in Sachen Bildung steht Lindenthal vor Problemen. „Die Schulen platzen aus allen Nähten.“, so Blömer-Frerker. Man strebe daher eine neue weiterführende Schule an, möglicherweise in Zusammenarbeit mit dem Stadtbezirk Ehrenfeld. Doch auch hier stoße die Bezirksvertretung keineswegs auf offene Ohren. Aufgrund der angespannten Haushaltssituation seien die Forderungen der Bezirksvertretung natürlich nur schwer umzusetzen. „Aber der Bedarf ist nun mal da. Und was die Kämmerei vorgelegt hat, ist nicht weniger lächerlich.“, erklärte Blömer-Frerker.

Autor: Christian Bauer
Foto: „Leistungszentrum im Kölner Westen“ nennt Bezirksbürgermeisterin Helga Blömer-Frerker den Stadtbezirk Lindenthal.