Köln | Bundespräsident Gauck ist zu Gast in Köln und wurde von Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters und einer handverlesenen Schar ausgesuchter Persönlichkeiten im Hansasaal des Historischen Rathauses begrüßt. Gauck besucht Köln anlässlich der 200 Jahre Kolpingwerk-Feierlichkeiten. In seiner kurzen Ansprache ließ er keinen Moment verstreichen, in der er Köln nicht lobte, aber auch klar aussprach: „Ich bin kein Freund des Karnevals“ und dem Roters dankte, dass er als westfälischer Katholik sein Dolmetscher zwischen nordostdeutschem Protestanten und rheinischem Katholizismus sei.

Fotostrecke: Die Stippvisite des Bundespräsidenten im Hansasaal des Historischen Rathauses >

Der Rathausvorplatz hermetisch abgeriegelt, wer heute im Rathaus heiratete musste auf das obligatorische Foto vor der Laube verzichten. Grund: Der Bundespräsident war zu Gast. Im Hansasaal vertreten die Fraktionsvorsitzenden im Rat, Museumsdirektoren, IHK Köln, Mitglieder des Rates der Religionen und kirchliche Vertreter, sowie der Polizeipräsident. Roters machte den Bundespräsidenten auf die Archäologische Zone aufmerksam und dankte Gauck, dass er die Schirmherrschaft über die Stiftung Stadtgedächtnis übernommen habe. Auf die ging Gauck aber nicht ein. Gauck lobte die integrative Kraft Kölns, die er gespürt habe, als er ein Jahr in Köln für einen öffentlich-rechtlichen Sender aktiv gewesen sei. Der Bundespräsident balsamierte regelrecht die die kölsche Seele und schmeichelte: „Ich könnte hier sogar leben.“ Dem Karneval, das Gauck, als das Kulturexportgut Kölns bezeichnete, erteilte der Bundespräsident eine sehr deutliche Absage und dankte Roters dafür ihn, obwohl er in der fünften Jahreszeit nach Köln gekommen sei, ihn vor einem karnevalistischen Empfang bewahrt zu haben. Roters überreichte dennoch Gauck den ersten Oberbürgermeisterorden dieser Session.

Gauck trug sich in das Gästebuch der Stadt Köln ein. Anschließend ging es für den Bundespräsidenten weiter zum Empfang des Kolpingwerkes.

Gauck fordert Stärkung der Familie

Bundespräsident Joachim Gauck hat sich für eine Stärkung der Familie ausgesprochen. Für die Gesellschaft sei es von „lebenswichtiger Bedeutung“, das erste und nächste Netz der Menschen zu festigen, sagte Gauck laut Redemanuskript am Samstag bei einer Feierstunde zum 200. Geburtstag des katholischen Sozialreformers Adolph Kolping (1813-1865) in Köln.

Es gehe dabei nicht um ein Idealbild, dem die Wirklichkeit der Familie zu keiner Zeit entsprochen habe. „Familie war niemals einfach ideal. Familie war und ist immer eine je neue Aufgabe, in jeder Generation“, sagte der Bundespräsident. Immer gehe es darum, einen Raum zu schaffen, in dem man Verlässlichkeit und Bindung erfahre. „Das Zusammenleben der Generationen, das unsere ganze Gesellschaft prägt, hat seinen vornehmsten Erfahrungs- und Übungsort in der Familie“, sagte Gauck.

Der Bundespräsident nannte Kolping, der 1813 in Kerpen bei Köln geboren wurde und Namensgeber des katholischen Sozialverbandes Kolpingwerk ist, einen „überzeugten Christen“ und „großen Deutschen“. Mit der Gründung des ersten katholischen Gesellenvereins habe der Priester 1849 eine praktische Antwort auf die Nöte der damaligen Zeit geliefert. „Auf die sozial engagierten Menschen wie Adolph Kolping kann die Christenheit mit Recht stolz sein“, sagte Gauck.

Der katholische Sozialverband hat nach eigenen Angaben mehr als 250.000 Mitglieder und feiert 2013 das „Kolpingjahr“.

Autor: ag, dapd
Foto: NRW Arbeitsminister Guntram Schneider, Bundespräsident Joachim Gauck und Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters