Köln | Die Gebäudewirtschaft soll als städtischer Dienstleister für die Stadt Schulen, Verwaltungsgebäude und Kulturbauten bauen und instand halten. Doch Pannen wie bei der Opernsanierung, der Hubschrauberstation auf dem Kalkberg oder das Nachhinken bei dringend nötigen Schulneubauten zeigen: Es funktioniert nicht. Seit Anfang dieses Monats soll ein externer Interimsmanager den Betrieb analysieren und neu ordnen.

„Eine spannende Aufgabe“ findet Sven Raderschatt, der am Dienstag seinen ersten Arbeitstag als Interimsmanager hatte. Er kommt von der Düsseldorfer Unternehmensberatung Valetis, wird unterstützt von Experten der DCHP Consult. 250.000 Euro jährlich – maximal für drei Jahre – hat der Rat dafür im vergangene Jahr dafür bewilligt. Zu zahlen ist das Geld aus dem Etat der Gebäudewirtschaft. Von ihr war – durchaus bemerkenswert – kein Vertreter dabei, als die Stadt den Interimsmanager vorstellte.

Erste Weichen für eine Umstrukturierung wurden schon gestellt

Erste Weichen für eine Umstrukturierung der Gebäudewirtschaft wurden schon gestellt. So wird der bisherigen alleinigen Geschäftsführerin Petra Rinnenburger ein technischer Geschäftsführer zur Seite gestellt. Die letzte Entscheidung über die Aufgaben – zu betreuen sind insgesamt 2,2 Millionen Quadratmeter Nutzfläche – liegt aber weiter bei den jeweils zuständigen Dezernaten.

Noch in diesem Jahr übernimmt die Gebäudewirtschaft die Verantwortung für die Kulturbauten. Das bedeutet für rund 40 Mitarbeiter einen Arbeitsplatzwechsel – was nicht von allen „mit totaler Begeisterung“ aufgenommen werde, gibt die kommissarische Baudezernentin Andrea Blome zu. Um das Personal bei der Gebäudewirtschaft aufzustocken – vor allem Ingenieuer fehlen –, wurde eine aufwändige Werbekampagne gestartet, noch sind allerdings 25 Stellen unbesetzt. Außerdem wird ein Weiterbildungsprogramm gestartet, um etwa FH-Ingenieuren den Aufstieg vom gehobenen Dienst in den höheren Dienst zu ermöglichen, was sonst nicht möglich ist.

Es fehlt unter anderem ein Überblick über technische Anlagen

Sven Raderschatt will nun den Mitarbeitern bei der Arbeit über die „Schulter schauen“, um Arbeitsabläufe zu verstehen, will sich Wünsche und Klagen anhören. Aus dieser „Grobanalyse“ will er dann im zweiten Jahr seiner Tätigkeit eine Strategie für eine Umstrukturierung entwickeln, die dann – so hofft er – nach zwei Jahren abgeschlossen sein kann. „Das Tagesgeschäft darf dabei nicht unter nicht unter der Entwicklung der Zukunftsperspektive leiden“, versichert Stadtdirektor Stephan Keller. Ein besonderes Augenmerk dürfte Raderschatt dabei auch für die „Eingriffe“ etwa des Schul- oder Kulturdezernats haben, deren Wünsche die Gebäudewirtschaft umsetzen muss.

Wichtig wird auch die Digitalisierung der Arbeit sein. So gibt es keine Register, in dem etwa der Zustand technischer Anlagen in den Gebäuden der Stadt festgehalten wird.

SPD: Die Zeit drängt

Noch am gestrigen Dienstag meldete sich die SPD-Fraktion zu Wort. Die Sozialdemokraten monierten vor allem Doppelstrukturen bei der Mammutaufgabe öffentlicher Bau, genauer Schulbau. Schon bei der Ratssitzung hatte die SPD-Fraktion sich kritisch zu den jüngsten Plänen der Ratsmehrheit in Sachen Neuorganisation Gebäudewirtschaft geäußert.

„Außer der Vorstellung des neuen Interimsmanagers ist heute nichts passiert. Wir werden natürlich sehr genau beobachten, wie Herr Raderschatt seine Aufgaben angeht. Klar ist, dass wir uns keine Verzögerungen erlauben dürfen. Die Situation im Schulbau und bei der Gebäudewirtschaft ist derart dramatisch, dass schnelle Erfolge notwendig sind, um diesen wichtigen Bereich zukunftssicher aufzustellen. Allerdings sind wir nach wie vor skeptisch, ob von der Stadtverwaltung der richtige Weg beschritten wird. Zusammen mit dem neuen Baudezernenten gibt es künftig eine Vierer-Spitze mit vielen neuen internen und externen Schnittstellen. Das führt zu unnötig komplizierten Verantwortlichkeitsstrukturen, durch die allein keine Schule schneller gebaut wird“, hieß es in der gestrigen Stellungnahme.

Autor: ehu