Köln | Die Sanierung des Schauspielhauses und der Oper der Stadt Köln wird teurer und dauert länger. Die letzte Prognose, die Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Bernd Streitberger vorstellten, lag bei Kosten von rund 570 Millionen Euro und einer verspäteten Fertigstellung um das Jahr 2022. Dies, so die SPD, seien aber keine Planungen sondern prognostizierte Kosten, für die Betriebsleiter Streitberger keine Garantie abgeben wolle. Die SPD fordert die Prüfung von alternativen Standorten, eines Neubaus an anderer Stelle oder ein Ausbau der beiden Interimsspielstätten Staatenhaus und Carlswerk und einen Vergleich mit der Prognose Streitbergers. Das Gelände am Offenbachplatz könnte an einen Investor veräußert werden, um einen Teil der bisherigen Kosten wieder hereinzuholen. Wenn die Prüfungen vorlägen, kann sich die SPD eine Beteiligung der Bürgerschaft vorstellen, welches Modell diese letztendlich befürworte.

Kein „Weiter so“

Martin Börschel, Fraktionsvorsitzender der SPD im Kölner Rat, bedauerte, dass Oberbürgermeisterin Henriette Reker und die Spitzen der Parteien des Gestaltungsbündnisses CDU, Grüne und FDP einen Krisengipfel zu den Baumaßnahmen am Offenbachplatz ablehnten. Man hoffe durch den Impuls über Alternativstandorte nachzudenken, auf eine neue Debatte und sei sich bewußt, dass diese sicherlich kontrovers geführt werde. Über die neuen Zahlen und Prognosen, die Reker und Streitberger am 3. Juli vorgestellt haben, sei die SPD entsetzt und bekomme dieses Entsetzen auch von der Bevölkerung gespiegelt. Börschel machte deutlich, dass er die reflexhafte Reaktion des politischen Köln und das festhalten am „Weiter so“ nicht verstehe und teile sowie erteilte er diesem „Weiter so“ als verfehlte Herangehensweise eine Absage.

„Treppenwitz der Geschichte“

Börschel machte deutlich, dass die SPD die Sanierung des Schauspielhauses immer abgelehnt habe und auch den Baubeschluss nie mitgetragen habe. Vor allem weil es eine Warnung vor Kosten- und Zeitrisiken des Rechnungspüfumgsamtes gegeben habe, die die SPD ernst nahm. Die SPD sei immer für einen Neubau des Schauspielhauses gewesen, weil dort dann auch 150 Arbeitsplätze der Oper und Probebühnen hätten untergebracht werden können. Damit hätten die aktuellen Probleme in der Oper reduziert werden können. Als Hauptproblem benennt Börschel die fehlende Planung bei der Sanierung. Und diesen Fehler dürfe es nun kein zweites Mal geben, ist sein Signal. Erst wenn eine detaillierte Planung und die Alternativen vorlägen, könne eine erneute Entscheidung fallen, sonst gehe es einfach wie bei einem Fass ohne Boden weiter. Börschel: „Am Ende bauen wir zu den Kosten der Elbphilharmonie, bekommen aber keine neue Elbphilharmonie. Das wäre ein Treppenwitz der Geschichte“.

Nicht nur eine Schätzung

Report-K sprach heute mit dem Betriebsleiter der Bühnen Bernd Streitberger über den aktuellen Status der Planungen. Der sagte zu den aktuellen Planungen, dass diese von mehreren Arbeitsgruppen, besetzt mit mehreren Experten unterschiedlicher Fachbereiche, vorgenommen wurden, aber seriös erst im I. Quartal 2019 fertige Planungen erstellt und Kosten ermittelt seien. Die Arbeitsgruppen haben rund 8.500 offene Punkte benannt und 33 Big Points festgelegt. Diese 33 Big Points machten 60 Prozent der Probleme und 100 Prozent der Zeit aus. Gerade die aktuellen Erkenntnisse und auch das durcharbeiten der Ist-Situation in Hinblick auf die endgültige Planung sei wichtig für die Teams und habe für diese wie ein Katalysator gewirkt. Im I. Quartal 2019 gebe es dann eine fertige Planung und eine seriöse Kostenrechnung. Dem Vorwurf der SPD, es handele sich bei den 570 Millionen Euro um eine Schätzung widerspricht Streitberger, denn die durch die Arbeitsgruppen ermittelten Zahlen seien mehr als eine Schätzung und nicht .
Und genau diesen Zeitraum zwischen heute und 2019 will die SPD für die Prüfung von Alternativen nutzen. Dafür nennt die SPD zwei Optionen: Neubau auf einem geeigneten städtischen Grundstück oder die Ertüchtigung der Interimspielstätten für den Dauerbetrieb, also das Staatenhaus und das Carlswerk. Denn dort seien zuletzt hervorragende Inszenierungen gelungen. Dann sollten die Alternativen mit einer seriösen Planung am Offenbachplatz verglichen werden. Hier kann sich die SPD auch eine Bürgerbeteiligung oder Bürgerentscheid vorstellen. Börschel kann sich ebenso vorstellen, die bereits eingebaute Bühnentechnik an einem anderen Ort zu nutzen. Diesem Gedanken widerspricht allerdings Bühnenleiter Streitberger, der sagt, ein solches Unterfangen sei nicht realistisch, denn bei der neuen Bühnentechnik am Offenbachplatz handele es sich um Unikate, die für den jetzigen Opernbau geschaffen worden seien. Die SPD spricht sich klar für ein Schauspielhaus und eine Oper in Köln und gegen eine Zusammenlegung der Häuser mit denen anderer rheinischer Städte aus, mit denen aber durchaus Kooperationen möglich seien.

Der Forderungskatalog der Köln SPD

Aus dem „Desaster“ rund um die Oper erarbeitete die SPD einen Forderungskatalog für eine nach ihrer Auffassung sinnvolle weitere Vorgehensweise: 1. Eine seriöse Bauplanung, die von einem externen Expertengremium oder einem Planprüfer geprüft werde und keine Prognose mehr. Also einen Plan, der dann auch fundiert umgesetzt werden kann. 2. Für die Fertigstellung die Herstellung voller Transparenz über die Maßnahmen und eine Reduzierung der Standards sowie eine realistische Zeit- und Kostenrechnung. 3. Die Prüfung von alternativen Standorten. 4. Die Prüfung der Interimsspielstätten Staatenhaus und Carlswerk als Dauerspielstätten. 5. Die Klärung der Alternativen durch ein interdisziplinäres Team aus Fachleuten vom Stadtplaner bis Ingenieur. 6. Der Vergleich mit den Kosten des Weiterbaus am Offenbachplatz. 7. Eine Markterkundung zu welchen Konditionen die Stadt die Grundstücke am Offenbachplatz mitsamt der Gebäude verkaufen kann, bei einem Erhalt des Riphahn-Baus. 8. Entscheidungsfindung durch Bürgerbeteiligung beim teuersten Projekt der jüngsten Stadtgeschichte über den am Ende die Bürgerschaft entscheiden solle.
Die SPD ist der Auffassung, dass dies aus Respekt vor dem Steuerzahler notwendig sie, als ein einfaches „Weiter so“. Martin Börschel machte mehrfach deutlich, dass die Kölner SPD den Baubeschluss nie mitgetragen habe und dies auch für den damaligen SPD-Oberbürgermeister Jürgen Roters gelte. Der habe aber den politischen Willen der damaligen Mehrheit umgesetzt. Börschel: „Wer heute pauschal den Weiterbau befürwortet, ohne genaue Kenntnis des Notwendigen und ohne belastbare Planungen, der begeht denselben fatalen Fehler zum zweiten Mal. Wir verstehen es als unsere Aufgabe CDU, Grüne und FDP sowie die Oberbürgermeisterin an ihre Verantwortung für die Menschen in der Stadt zu erinnern.“  

Autor: Andi Goral
Foto: Martin Börschel, Fraktionsvorsitzender der Kölner SPD und deren Mediensprecher Brian Schneider