Köln | Die Kölner CDU hat sich mit der Gamesbranche auseinandergesetzt und ein Positionspapier verabschiedet und sieht in der Gamesbranche den Schlüssel um den Digitalstandort Köln zu stärken.

Irgendwie ist dieses „Hauptstadt“-Ding eigentlich verbraucht. Hauptstadt und damit sollte sich die Kölner Politik eigentlich einmal abfinden ist Berlin und auch schon lange nicht mehr Bonn, wovon Köln Jahrzehnte profitierte. Wer erinnert sich nicht mehr an all die „Hauptstadt“-Ideen und -Phrasen, die Kölner Politiker*innen schon in den medialen Raum warfen: Kunst-Hauptstadt, in diesem Zusammenhang auch beliebt die Achse Köln – New York, Medien-Hauptstadt, Digital-Hauptstadt, zuletzt Start-up-Hauptstadt und jetzt also Games-Hauptstadt.

Diese Neufokussierung der Kölner CDU kommt nicht von ungefähr, denn seit Jahren wird im Rahmen der Gamescom und der sie treibenden Verbände die Marktgröße und Relevanz der Gamesbranche beschrieben. So stellt die Kölner CDU fest, dass die Games-Branche ein Wachstumsmarkt sei und ein Innovationstreiber. Letzteres will die Kölner CDU mit den klassischen Branchen wie Automobil, Logistik, Medien, Handel, Versicherung und Gesundheit zu einem Wirtschaftsstandort der Zukunft verbinden. Ja, Köln ist mit der Gamescom und der ESL Gaming in der Branche gut bekannt.

Zu Gute gehalten werden muss den Spiele-Experten von der Kölner CDU, dass sie feststellen, dass Köln im Bereich der Spieleentwicklung nur mittelmäßig vertreten ist und keines der in Köln ansässigen Unternehmen in der „Weltliga“ mitspiele. Köln sei eine der Top-Medienstädte in Deutschland stellt die Kölner CDU fest und sieht in den gewachsenen Strukturen einen Wettbewerbsvorteil für die „neuen Medien“, zu denen sie anscheinend Games zählt. In Menschen, die gerne spielen und Digitales konsumieren sieht die Kölner CDU die potenziellen Digitaltalente von morgen.

So will die CDU Köln zur „Games-Hauptstadt“ machen

Die Kölner CDU will einen „Games-Beauftragten“. Wo und wie diese oder er wirken soll bleibt offen. Soll dies eine Stabsstelle, wie die Medienstabstelle werden, eine Abteilung im Bereich Wirtschaft, im Digital Hub oder in der neugegründeten Wirtschaftsförderungs-GmbH? Die Breitenwirkung von Games soll gestärkt werden und ein Jugendzentrum für Games aufgebaut werden. Dieses soll zum Leuchtturm der Kölner Jugendarbeit werden. Dann will die CDU Kölns internationale Communities von Gründern, Entwicklern und Designern ansprechen, um sie für Köln zu begeistern. Die CDU schreibt: „Es gilt, das Games Ökosystem in Köln speziell im Bereich der Spieleentwicklung zu stärken. Auf Games fokussierte Co-Working-Spaces und Inkubatoren sind dabei genauso wichtig wie die Anwerbung bestehender Firmen und die Schaffung neuer Anreize von Seiten der Stadt (z.B. Aufbau von ClusterStrukturen in geeigneten Stadtteilen, Abbau bürokratischer Hürden)“. Und die Kölner CDU will ein eSport Leistungszentrum in Köln gründen.

Eigentlich fehlt nur noch die Forderung nach einer/m Games-Bürgermeister*in, den fordert die CDU Köln aber noch nicht. Um die Branche in Köln außerhalb der Gamescom, die vor allem ein Publikumserfolg ist, einzuordnen: Es gibt rund 50 Unternehmen der Branche in Köln und die beschäftigen rund 1.500 Mitarbeiter. Dabei bleibt unklar, ob es sich dabei vor allem um kaufmännische Jobs, also etwa im Vertrieb und Abwicklung handelt oder auch um Spieleentwicklung. Denn da ist Köln nicht Spitzenreiter, wer etwa in die Auswertung des Online-Angebots der „Games Wirtschaft“ blickt. Die größten Spiele-Entwickler sitzen in Düsseldorf, Hamburg, Berlin oder Karlsruhe, aber kein einziger in Köln. Das größte Unternehmen, dass die „Games Wirtschaft“ unter den Spieleentwicklern 2020 listet ist Ubisoft Blue Byte mit Zentrale in Düsseldorf mit 660 Mitarbeiter*innen, vor Innogames mit 400 aus Hamburg, Gameforge mit 300 aus Karlsruhe oder Crytek mit 290 aus Frankfurt am Main. (Die Liste der „Games Wirtschaft“ ist hier zu finden: https://www.gameswirtschaft.de/wirtschaft/groesste-spiele-entwickler-deutschland-2020/)

Autor: red
Foto: Symbolbild