Köln | Vor rund 30 Minuten wurde das Ergebnis des Votums der Mitgliederversammlung der Kölner Grünen in der Alten Feuerwache verlesen. Die Kölner Grünen unterstützen die unabhängige Kandidatin Henriette Reker, die ihnen zusagt im Zweifel grün zu entscheiden. Die Einschätzung Reker habe ein grünes Herz – in Anlehnung an den kölschen Spruch „die Hauptsach is et Hätz is jod“ – fällt mehrfach. Es gab nur eine Gegenrede, hauptsächlich zum Verfahren und ansonsten nur Lobeshymnen für Reker. Reker will am 13. September Oberbürgermeisterin von Köln werden. Für fünf Jahre, denn dann wählen die Kölner wieder ein Stadtoberhaupt bei der Kommunalwahl 2020. CDU, FDP und Deine Freunde haben Reker ebenfalls ihre Unterstützung zugesagt. Damit hat, legt man die Ergebnisse der Kommunalwahl 2014 zu Grunde, vereint das offene und unabhängig voneinander entscheidende Bündnis mehrerer Parteien die sich für Reker aussprechen mehr als 50 Prozent der Stimmen hinter sich.

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Viel Lob für Henriette Reker

Kirsten Jahn machte auf der Mitgliederversammlung der Kölner Grünen, die sehr gut besucht war, klar, dass man mit der Unterstützung für Henriette Reker, neue und ungewöhnliche Wege gehe und der Stadtgesellschaft ein Angebot unterbreiten wolle. Anne Lüttkes, nannte die Unterstützung für Reker eine historische Chance, da Reker als unabhängige Kandidatin mehrheitsfähig sei und damit in der Lage sei die Machtfrage zu stellen. Reker habe eine persönliche Beziehung zur Stadt und ihre Grundüberzeugungen stimmten mit denen der Grünen überein. Zudem setze sie sich in Flüchtlingsfragen, für Klimapolitik, den Kampf gegen Rechts ein und sei eine Verwaltungsfachfrau. Reker sei auf dem grünen Ticket Dezernentin in Köln geworden und man habe bislang gut zusammengearbeitet. Und Reker sei an all die ein Angebot, die nicht weiter auf den roten Trampelpfaden unterwegs sein wollten. Sollte Reker zur „OBin“ gewählt werden, sei sie die erste Frau als Stadtoberhaupt nach Agrippina, schloss Lütkes.

„Der Mut ungewöhnliche Wege zu gehen, verbindet uns“

Als Henriette Reker im dunkelgrünen Kleid, das mehrfach thematisiert wurde, ans Pult tritt, gibt es langanhaltenden Applaus und sie begrüßte die Anwesenden wie in der Stunksitzung mit „Liebe Grüninnen und Grünen“. Sie bedankte sich für den Vertrauensvorschuss und betonte, dass sie bereits als Dezernentin eng und gut mit der grünen Ratsfraktion zusammengearbeitet habe. Sie habe diese als sachlich und lebendig diskutierend erlebt, in der keine Einheitsmeinung gefragt sei. Das verbindende Element zu den Grünen sei: „Der Mut ungewöhnliche Wege zu gehen.“, sagte Reker. Die CDU lobte Reker: „ Es sei bemerkenswert, dass die CDU nicht frage, was sie für sich tun kann, sondern für die Stadt tun kann. Das hat es auch noch nicht gegeben.“ Um zu kandidieren, benötige sie das uneingeschränkte Votum der Kölner Günen, das sei unerlässlich, warb Reker.

Erste Ziele und Leitlinien benannt

Sie habe noch kein ausgefeiltes Wahlprogramm, will aber gemeinsam mit den Grünen ihre Leitlinien entwickeln. Sie will sich für Integratíon und Chancengleichheit einsetzen. Man gebe den Flüchtligen zwar derzeit ein Dach über dem Kopf, zu essen und zu trinken, aber das sei noch lange nicht genug. Man müsse mehr von Land und Bund fordern und die Teilhabe der Flüchtlinge am gesellschaftlichen Leben stärken. Sie werde sich für finanzierbaren Wohnraum für alle, für Studenten, die Krankenschwester oder Rentner stark machen. Auch für Flüchtlinge benötige man mehr Wohnraum. Für die wachsende Stadt benötige man einen Masterplan für die Entwicklung der ehemaligen Industrieareale wie Mülheim Süd und Deutzer Hafen. Wobei auch dort immer günstiger Wohnraum und Wohnraum für Flüchtlinge zu schaffen sei. Das wachsende Köln sei eine Riesenchance, aber auch eine Herausforderung zur Bewältigung des Klimawandels, dem Umweltschutz, dem Ausbau des ÖPNV und eines Fahrradnetzes, sowie die Gestaltung der Energiewende stünden auf der Agenda. Köln müsse auch weiterhin ein deutliches Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewalt setzen. Gerade mit der Weltoffenheit und Toleranz in Köln könne man weiterhin Kreative und Innovatoren gewinnen. Neben der Partystadt Köln gelte es aber auch die Kulturstadt Köln wieder etwas mehr in den Vordergrund zu stellen.

Kürzungen seien unvermeidlich

Köln werde sich nicht mehr alles leisten können, resümierte Reker nüchtern und man werde bei der Vermittlung von Kürzungen Mut brauchen. Mut auch um Ziele festzulegen und zu priorisieren. Sie wolle den Dialog mit der Stadtgesellschaft führen. Ein Dialog der Wahrheit und Klarheit, der aber auch die Grenzen der Mitwirkung aufzeige. Reker will sich für eine professionelle und transparente Verwaltung einsetzen. Das Parteibuch soll weniger eine Rolle spielen, dazu sollen dezentrale Budgets und eine Stärkung der Bürgerämter und Bezirke angestrebt  werden. Man müsse wieder die Glaubwürdigkeit der Menschen in die Verwaltung zurückgewinnen, in dem um die besseren Lösungen von Problemen gerungen und die Serviceorientiertheit verbessert werden soll.

Reker will dabei helfen die grüne Handschrift deutlich sichtbarer zu machen. „Ich bin bereit, wenn ihr bei mir seid“, so Reker, die auch ein deutliches Votum forderte. Es gab mehr als eine Minute lang stehende Ovationen der grünen Basis.

Die Grünen in Köln stehen geschlossen hinter Reker, nur die grüne Jugend meldet Zweifel am Prozess an, sprechen gar von einem nicht demokratischen Verfahren. Dies machen sie fest an Stimmzetteln die nur die Option Ja, Nein, Enthaltung enthielten und einen Gegenkandidaten gar nicht mehr zuließ. Vor allem des Spitzenpersonal der Kölner Grünen sprachen sich für Reker aus, darunter Arndt Klocke, Angela Spizig, Volker Beck, Brigitta von Bühlow oder der ehemalige Stadtrat Stefan Peil. Die wurde mit einer überwältigenden Mehrheit in ihrer Kandidatur unterstützt. Da sich nicht so viele Frauen wie Männer fanden, die reden wollten, wurde die Rednerliste vorzeitig geschlossen.

Das Abstimmungsergebnis:
Es wurden 147 Stimmen abgegeben. Auf Henriette Reker entfielen 135 Stimmen, fünf enthielten sich und sieben stimmten mit Nein.

Autor: Andi Goral
Foto: Henriette Reker kurz nach der Zustimmung zur Unterstützung ihrer unabhängigen OB-Kandidatur durch die grüne Kölner Mitgliederversammlung