Köln | aktualisiert | In der Piazetta des Historischen Rathauses in Köln hat Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters um 18 Uhr den Konrad Adenauer Preis an Petra Roth übergeben. Im Beisein von Christian Ude, Münchner Oberbürgermeister und aktueller Vorsitzender des Deutschen Städtetages, der die Laudatio auf Petra Roth hielt.

In seiner Rede lobte Jürgen Roters die Verdienste Konrad Adenauers, den Namensgeber des Preises und schlug einen Bogen zur aktuellen Situation der Stadt: „Konrad Adenauer hat es geschafft, trotz schwieriger finanziellen Bedingungen für die Stadt Köln nachhaltige Projekte zu realisieren und so der Stadt seinen Stempel aufzudrücken. Gleichzeitig war Adenauer ein glühender Verfechter des europäischen Gedankens zu Zeiten, als andere Politiker ein noch deutlich nationaler ausgerichtetes Verständnis besaßen.“

Petra Roth sei, wie es Angela Merkel genannt habe, in die Reihe großer Stadtoberhäupter einzureihen, so Roters, der das Wirken mit den Worten würdigte: „Ihr Name, liebe Frau Dr. Roth, steht für Energie, Durchsetzungsvermögen und Geradlinigkeit. Auch in unpopulären Themen haben Sie klar Position bezogen und diese öffentlich vertreten. Sie haben stets den Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern gesucht und in Diskussionen Überzeugungsarbeit geleistet. Frankfurt hat mit Ihnen einen rasanten Wandel durchlebt und sich zu einer toleranten und liberalen internationalen Bürgerstadt entwickelt, die für ihre Bewohnerinnen und Bewohner Heimat ist.“

Laudator Ude: „Ein Musterbeispiel einer erfolgreichen Kommunalpolitikerin“

Christian Ude, der Laudator, nannte Petra Roth ein Musterbeispiel einer erfolgreichen Kommunalpolitikerin und das die Auszeichnung zeige, dass der Preis Persönlichkeiten und nicht Ämtern oder Funktionen vergeben werde. Denn Roth erhielt den Preis acht Wochen nach ihrem Rückzug vom Amt in den Ruhestand. Frankfurt profitiere noch heute vom Wirken von Petra Roth. Die psychologisch größte Leistung von Roth, sei dass die Bürgerschaft sich nicht nur wieder mit seiner Stadt – die mit Bankfurt, Mainhattan oder Krankfurt auch eine schwierige Phase hatte – angefreundet hat, sondern identifiziert habe. Die Bürgerschaft habe sich wieder engagiert und sich gerne von der obersten Repräsentantin repräsentieren lassen. Ein begeistertes Bekenntnis zur europäischen Stadt deutschen Verständnisses, der Stadt als Zukunftswerkstatt sozialen Ausgleiches und die Förderung des kreativen Sektors sei Roth gelungen. Besondere Leistungen von Petra Roth seien der innovative Umgang mit den Drogenproblemen in einer Großstadt wie Frankfurt, aber auch die Integration von Menschen unterschiedlicher Herkunft und der Umgang mit verschiedenen Religionen gewesen, stellt Ude heraus. Roth habe Impulse gegeben im täglichen Zusammenleben der Menschen in ihrer Stadt.

Roth: Schlüssel zum Erfolg ist die Schaffung der Metropolregion

Roth erinnerte in ihrer Dankesrede an Konrad Adenauer und zeigte auf wo sein kommunales und europäisches Wirken lag und heute noch zu spüren ist und den Weg in die Zukunft weist: „ Wir tun gut daran, uns an die Worte des „Alten von Rhöndorf“ zu erinnern, der ganz zu Beginn dieses Einigungswerkes ahnte: „Alles Große ist ein Wagnis. Auch die Gründung eines neuen Europas ist kein
risikofreies Unternehmen“, und daraus schloss, „Der Weg, der vor uns liegt, wird nicht leicht sein. Er
erfordert Härte gegen uns selbst, gute Nerven und eine Politik, die sich jeder Lage, ungeachtet der
Schwierigkeit der anstehenden Probleme, elastisch anzupassen vermag.“

Es spricht alles dafür, dass das auch heute das europäische Motto der Stunde ist. Baustellen gibt es
dabei nicht nur für die Finanz- und Wirtschaftspolitiker. Auch für die kommunale Politik als Feld der
Innenpolitik ist noch einiges liegengeblieben. Es hat mich bei aller Dankbarkeit für Vieles, das ich in
meiner Amtszeit erreichen durfte, geschmerzt, speziell auf einem Feld nur einige Trippelschritte
vorangekommen zu sein: Sowohl als Frankfurt Oberbürgermeisterin als auch als Städtetagspräsidentin war es mir ein großes Anliegen, die Entwicklung von Metropolregionen voranzubringen.

Überall in Europa werden urbane Großräume sukzessive zu administrativen und politischen Einheiten
zusammengefügt: Greater London, unsere französische Partnerstadt zu Grand Lyon, und unsere
italienischen Freunde zu Grande Milano – eine Region, die mehr Einwohner hat als das ganze
Bundesland Hessen! Dort hat man erkannt, dass man mit den großen Ballungsgebieten der Welt in
Nord- und Südamerika, vor allem aber in Asien nur mithalten kann, wenn man Entwicklungsstrategien im großen Maßstab formulieren und umsetzen kann, wenn Ressourcen gebündelt und Schwerpunkte gebildet werden können. Nicht nur imageträchtige Großereignisse wie Olympische Spiele sind von kleineren Großstädten kaum noch zu stemmen. Auch große Infrastrukturprojekte, der systematische Aufbau von Wirtschafts-Clustern mit dem unerlässlichen Umfeld von Bildungseinrichtungen, Wohngebieten, Verkehrssystemen, Kultur- und Freizeitangeboten überschreiten die Möglichkeiten und vor allem die geographischen Grenzen selbst großer Städte; oft müssen sie in unendlich mühsamen und zähen Prozessen über Jahre und Jahrzehnte hinweg ausgehandelt werden.“

Roth ist der Auffassung, dass in Deutschland immer noch zu viel Kleinstaaterei, sogar Kleinstädterei betrieben werde. Sie forderte eine kommunale Neuordnung und ein neues Denken für urbane Großräume und die Abschaffung von Ländergrenzen. In Zeiten der Globalisierung sei nur Größe die richtige Antwort. Roth sieht den Wettstreit der Kontinente, Europa stehe zwischen Brasilien und Amerika, Afrika sei am Horizont im Kommen, Europa darauf überhaupt nicht vorbereitet und vor diesem Hintergrund sei ein Nachdenken über die zukünftige Verortung von Städten, Ländern oder Europa in größeren Zusammenhängen eine dringliche und wichtige Aufgabe.

Für Petra Roth gab es Standing Ovations.

Autor: Andi Goral
Foto: Laudator Christian Ude, Oberbürgermeister von München, die Preisträgerin Petra Roth und Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters