Köln | Anlässlich des ersten internationalen Weltmädchentags hat heute die Kölner „Lobby für Mädchen“ die jugendpolitischen Sprecher der Ratsfraktion zum Gespräch eingeladen. Ziel des Gesprächs war es, die Forderungen der „Lobby für Mädchen“ auf kommunaler Ebene zu bekräftigen. Report-k war vor Ort.

Dr. Nils Helge Schlieben von der CDU-Fraktion und Kirsten Jahn von Bündnis 90/Die Grünen waren der Einladung gefolgt.

Frauke Mahr, Gesamtkoordinatorin der Lobby für Mädchen, betonte, dass man verhindern wolle, dass der Weltmädchentag zu einem Schauplatz für Fensterreden und Inszenierung verkommt. Stattdessen sei es wichtig, dass man über den Tag hinaus auf die Lebenssituationen von Mädchen aufmerksam macht. Dabei geht es der Lobby für Mädchen vor allem um die Verbesserung der strukturellen Bedingungen in der kommunalen Förder- und Gleichstellungspolitik. Die rechtliche Situation in Deutschland sei bereits gut und bedeute de facto Gleichstellung, so Mahr. In der Praxis komme es jedoch wiederholt zu Diskriminierung.

Konkrete Forderungen

Konkret fordert die Lobby für Mädchen, dass Statistiken, die zur Beurteilung von Investitionsmöglichkeiten herangezogen werden, grundsätzlich geschlechterspezifische Daten aufweisen müssen. Nur so sei es möglich, Gleichstellungspolitik zu planen und umzusetzen. Häufig werde nicht berücksichtigt, wem die Investitionen zugute kommen. Geschlechtsneutrale Investitionspolitik könne jedoch nicht in Gleichstellungspolitik resultieren. Ein Jugendzentrum das nur Jungen besuchen, sei eben kein Jugendzentrum, sondern ein „Jungenzentrum“.

Damit will sich die Lobby für Mädchen nicht gegen geschlechterspezifische Angebote aussprechen. Sie hält es aber für nötig, die zur Verfügung stehenden Mittel nach Geschlecht zu quotieren. Auf Basis von geschlechterspezifischen Daten könnte man so reale Gleichstellungspolitik betreiben.

Darüber hinaus fordert die Lobby für Mädchen die Einrichtung eines Mädchenbeirats, der als beratendes Gremium Einfluss auf die kommunale Politik nehmen soll.

Jugendpolitische Sprecher optimistisch

Die jugendpolitischen Sprecher Kirsten Jahn (Die Grünen) und Dr. Nils Helge Schlieben (CDU) zeigten sich optimistisch, dass zumindest ein Teil der Forderungen rasch umsetzbar sei. Vor allem die geschlechtsspezifische Datenerhebung sollte auf wenig Widerstand stoßen.

Die Forderung nach einem Mädchenbeirat müsse konkretisiert werden, um die Kosten kalkulieren zu können, so Schlieben. Aufgrund der schwierigen Haushaltslage sei die Ablehnung einer solchen Forderung sicher, wenn sie mit zu hohen Kosten verbunden wäre.

Die Quotierung der Mittel nach Geschlecht soll zumindest als Pilotprojekt in einzelnen Dezernaten erfolgen. Jahn und Schlieben sagten zu, entsprechende Anträge parteiübergreifend stellen zu wollen.

Mangel an Bewusstsein

Die Vertreterinnen der Lobby für Mädchen teilten mit, dass häufig schlichtweg ein Bewusstsein für die Diskriminierung von Mädchen fehle. Eine der wichtigsten Aufgaben der Lobby sei es daher, eine Sensibilisierung und Offenheit für das Thema zu erreichen. Dementsprechend verlieh die Frauen- und Mädchenband „Rasselbande“ im Vorfeld des Gesprächs den Forderungen der Lobby für Mädchen lautstark Ausdruck.

Autor: Christian Bauer
Foto: Die Frauen- und Mädchenband „Rasselbande“ mit Vertreterinnen der Lobby für Mädchen und Gesamtkoordinatorin Frauke Mahr (ganz rechts).